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Etappe 11 – Die letzten Schritte nach Assisi

Dauer: 12 km 4 Stunden

Weg

Franziskus sah Christus in der Welt.Blick auf Assisi

Franziskus sah Christus in der Welt.
Blick auf Assisi

assisi02Bald winkt Assisi dem Pilger entgegen, erhaben auf dem Monte Subasio.
Die Tau-Zeichen führen uns.
Die Pilger können gar nicht anders, als zu singen. Das stille Wandern findet ein Ende. Für mich war es das dritte Mal Assisi, diesmal statt vom Bahnhof S.Maria degli Angeli ging es fast parallel aus der Einsamkeit nach Assisi hinein, durch die Porta San Giacomo.
Körper, Geist und Seele jubilieren beim Eintritt in die Geburtsstadt des Heiligen Franz von Assisi. Für den Pilger lohnen zwei volle Tage in Assisi, und der einsame Pilger ist nie allein. Die kräftigen Mauern von Assisi beschützen, überall begegnet man Franziskus und die Stadt auf dem Hügel ist heiter.

Erleben

Die Sehnsucht führt zur Basilica San Francesco. Hier liegt in der Unterkirche das Grab von Franziskus. Alles wird still. Die Pilger sind angekommen. Drei mal am Tag läuten die Glocken, die zum Gebet einladen. Franziskus brachte diese Tradition aus Ägypten mit, das er 1219 besuchte, um friedlich mit dem Sultan zu reden.

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Die Unterkirche: Krippe, Kreuz und Altar:
„Es ist erstaunlich, dass die Grabeskirche bereits zwei Jahre nach dem Tod von Franziskus gebaut wird“, erzählt der Franziskaner Bruder Thomas Freidel in „Bruder Franz Das Licht von Assisi“.  Sie ist ein Zeugnis, dass Franziskus eine religiöse Großbewegung entfacht hat. Die Passion Christi und das Weihnachtsgeschehen ist großformatig gemalt. Es war Franziskus, der das Weihnachtsgeschehen wieder in das Gedächtnis der Menschen brachte. Weihnachten, die Menschwerdung Gottes hatte damals noch nicht den Stellenwert wie heute.

In der Oberkirche berühren uns die zarten Fresken von Giotto mit Szenen aus dem Leben von Franziskus. Vielleicht hätte es ohne Franziskus die Renaissance Fresken nie gegeben. Das radikale Leben des Franziskus inspirierte Giotto, der wiederum all‘ die anderen großartigen Renaissance Maler zu ihren
bezaubernden Bildern und Fresken anregte.

Der kritische Panderer, der mich bei meinem ersten Assisi Besuch begleitete,
wollte erst nicht mit in die Kirche gehen. Später sagte er mir, dass alleine
der Anblick der Fresken es wert war, die Pilgerreise zu machen.

Giotto. Franz teilt seinen Mantel.Von Giotto di Bondone, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=93766

Giotto. Franz teilt seinen Mantel.
Quelle: Giotto di Bondone

Buchtipp: Hermann Hesse schildert in einem Buch „Franz von Assisi“ die Lebensgeschichte des Heiligen bewusst im legendären Tonfall der Überlieferung, wie er sie in der mittelalterlichen Franziskus-Biographie des Thomas de Celano, Bonaventuras und den damals neuesten Darstellungen von Henry Thode und Paul Sabatier vorfand.

Franziskus verstand es den Menschen zu beweisen, dass das Leben von Christus gelebt werden kann. Zu seinen Zeiten glaubte man nicht mehr daran. Sein radikales Leben machte es möglich.

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Das freundliche Lächeln eines Pizzaiolo erleichtert den Weg zur Herberge.

 

Herberge

34Camping Fontemaggio befindet sich 1 km außerhalb in der Stadt und liegt schön in einer Parklandschaft.

Camping Fontemaggio
Via Eremo delle Carceri
Telefon: +39 075 812 317
www.fontemaggio.it

Das Freiluft-Restaurant bietet gute Speisen zur Selbstbedienung und freie Luft zum Durchatmen.

2012 übernachtete ich in der Jugendherberge

Ostello della Pace
Via di Valecchie 177
Telefon +39 075 816767

Es ist ein schönes Gästehaus zwischen Olivenhainen, 5 Minuten von der Basilika San Francesco entfernt, in Richtung S. Maria degli Angeli. Das Abendessen und die Gespräche bleiben in Erinnerung. Ein junger Mann lief ein Jahr zu Fuss auf der Suche zu sich selbst.

Das ehemalige Gästehaus von der Autorin Angela in Santa Maria degli Angeli gab es 2013 nicht mehr.

Von Fontemaggio aus: Abendlicher Blick auf Assisi

Von Fontemaggio aus: Abendlicher Blick auf Assisi

Etappe 12 – In Assisi verweilen – Stationen

Station 1:
„Steh‘ auf und gehe“

Freundliches Assisi

Freundliches Assisi

Der Tag beginnt bei den Waschmaschinen auf dem Campinggelände.

Mein altes Rom Buch erzählt, während ich glücklich auf die Wäsche warte:
„Die angemessene Bewegungsart, ja der fruchtbare Weg ist für den Gast Roms das glückliche Schlendern. Ich möchte jedem, der nach Rom kommt, wer es auch sei, etwas von der pilgerhaften Demut, Ehrfurcht und Unerschütterlichkeit der Herzenswünsche mitteilen, wie die großen Romfahrer aller Zeiten es empfunden haben. Aber mein Gott, wie viel Unheil haben in Rom wie allenthalben auf unserer Welt die Befugten angerichtet“.

assisiIn der Nachmittagssonne marschiere ich nach Assisi, Schlendern ohne ein Muss. Das Gefühl des Alleinseins ist da, dagegen hilft eine Aufgabe und Bewegung. Durch die Porta dei Cappuccini geht es beschaulich auf der Via Eremo degli carceri nach Assisi hinein, und es begegnen mir Kirchen, die in Erinnerung bleiben.

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Nach der quirligen Piazza Matteoti wartet links die Cattedrale di S. Rufinomit der schönen Rosette, wo Franziskus und Klara getauft wurden.

Quelle: JoJan

Quelle: JoJan

„Franziskus hat sich von einer schweren Krankheit etwas erholt, als er auf dem Vorplatz von San Rufino predigt. Nach der Predigt geht er mit Petrus Cathani in die Kirche zurück und befiehlt, ihn (Franziskus) mit einem Strick um den Hals und nackt vor das vor der Kirche wartende Volk zu führen. Zusätzlich soll ein anderer Bruder Franziskus mit einer Schüssel voller Asche überschütten. Franziskus soll dabei dem Volk zugerufen haben: „Ihr glaubt, ich sei ein Heiliger … Doch ich bekenne vor Gott und vor euch, dass ich in dieser meiner Krankheit Fleisch und gewürzte Fleischbrühe gegessen habe.“ (franziskaner.net/san-rufino).
Die Umstehenden, die das Geschehen vor San Rufino beobachten, fühlen sich noch mehr zu Franziskus hingezogen.

Wenn ich schwach bin, bin ich stark“.
(Paulus 2 Kor 12,10)

e4c1a0607ef1abc41c1e7c4ceb79cefeDie Chiesa Santa Maria sopra Minerva  war ein römischer, und ist jetzt ein Kunsttempel. 1613 übergab der Bischof von Assisi die Kirche an den Dritten Orden des Heiligen Franziskus. In der freskenreichen Carafa Kapelle bewundere ich die Musizierenden Engel von Filippino Lippi.

Der Hauptaltar birgt die Leinwand (tela) von Martin Knöller „Il Morte di San Guiseppe“, der Tod des Heiligen Josef, Heiliger der Totgeweihten, Il Santo dei Moribundi.

Giottos Darstellung des Minerva Tempels

Giottos Darstellung des Minerva Tempels

assisi02Auf dem Weg zur Basilica San Francesco begegne ich dem Kloster der deutschen Klarissinnen, dem Monastero Santa Croce Clarisse Cappuccine, Via Santa Croce 4. Zum Kloster geht es nur zu Fuß. Stille und Heimatgefühl kommen bei mir auf. Die deutschen Schwestern „beten für die ganze Welt, beherbergen Gäste“ und schenkten mir ein Lächeln. www.santacroceassisi.com bietet schöne Bilder und Texte.

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p1000449

assisi05Franziskus hielt sich in der kleinen Kirche Santo Stefano gerne zum Meditieren auf, die im Sommer eine Stätte der Begegnung für deutsche Pilger ist. Im Garten der Kirche, die noch Siesta hält, treffe ich Elisabeth aus Dortmund, die mir Tee und Wasser anbietet. Elisabeth liest den „Heiligen Franziskus“ von Luise Rinser.

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Vor dem Haus der Bischofs, bei der schlichten Santa Maria Maggiore  entledigte sich Franziskus all‘ seiner Kleider.

„Doch Francesco wartet gar nicht erst ab, bis ein Urteil gesprochen wird. Er geht auf seinen Vater zu, entledigt sich seiner teuren Kleidung, wirft sie ihm vor die Füße, dazu alles Geld, was er noch besitzt, und ruft aus: „Bis heute habe ich dich meinen Vater genannt auf dieser Erde; von nun an will ich sagen: Vater, der du bist im Himmel.“
Quelle

Die Chiesa Nuova steht an der Stelle, wo Franziskus geboren wurde. Das reich werdende Bürgertum macht dem Klerus die Macht streitig. In diese neue Zeit hinein wird 1181 Franziskus geboren, Sohn des reichen Tuchhändlers Pietro Bernadone.

Am Eingang steht ein Willkommen, über das ich mich freue:

p1000453„Schwester, Bruder, ich habe Dich erwartet. Herzlich willkommen in dem Haus, wo ich geboren wurde und ich die ersten 24 Jahre meines Lebens verbrachte. Steh‘ auf und gehe“. Als ich in die Chiesa nuova eintrete, singen Pilger das „Laudato Si“. „Francesco non era libero dal preso del suo padre“. Franziskus war nicht frei, weil ihn der Vater hinderte“ verstehe ich aus den Pilgergesprächen.

Die Eltern

Die Eltern

Die Nische, in die Franziskus vom Vater gesperrt wurde, die Haustüre, die vom Elternhaus stammen soll, das Geschäft, wo Franziskus Tücher verkaufte. Wegen dieser stillen Orte besuchte ich die Kirche ein zweites Mal, ganz früh am Morgen.

Die Basilika di Santa Chiara beherbergt das berühmte „Kreuz von San Damiano“. Franziskus vermachte es bei seinem Tod Klara, die hier in einem Sarkophag ruht. Lange verweilte ich in dieser schlichten Hallenkirche.

Station 2:
Ein Minipilgerweg führt aus der Mitte von Assisi zur Kapelle San Damiano

In Assisi war der 24-jährige Tuchhändler-Sohn und  ehemalige Ritter Franziskus in eine Lebenskrise geraten. Er machte sich auf den Weg zu einer verfallenen Kapelle. Irgendwie war ihm die Freude am Leben abhanden gekommen. Sein bisheriges Leben war aus den Fugen geraten. Bei seiner ersten Erfahrung mit Krieg war er in Perugia in Gefangenschaft geraten. Franziskus hatte zudem Leprakranke umarmt, und hatte damit einen Tabubruch begangen. Aber Menschen, die der Gesellschaft nicht nützten, waren für ihn auch Mit-Menschen.

Er wusste, dass Menschen oft weniger wert waren als Nutztiere; er kannte den Reichtum, der seinen Ausdruck fand in den  Geschlechtertürmen von San Gimmiano. Italien war zwischen Arm und Reich gespalten, zwischen der Popolo grasso und der popolo minuto.

Und dann begegnete Franziskus in der alten Landkapelle San Damiano  dem byzantinischen Kreuz.

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Die Begegnung mit Aussätzigen und das byzantinische Kreuz machten aus dem Tuchhändler-Sohn den Sozial-Revolutionär. „Ich lebte 20 Jahre, als ob es Gott nicht gäbe“, schrieb Franziskus über seine Jugend.  Der Legende nach gab Christus von diesem Kreuz herunter dem Suchenden Franziskus eine Aufgabe. „Franziskus, siehst Du nicht, dass mein Haus zerfällt? Komm‘, stell‘ es wieder her für mich”. Franziskus beginnt, ganz praktisch, die Kapelle Stein für Stein aufzubauen“ schrieb der Franziskaner Bruder Franz Josef Kröger in www.franziskaner.net.

Franziskus geht nach San Damiano

Franziskus geht nach San Damiano

Nachdem Franziskus ein Haus Gottes wieder aufgebaut hatte, gab er alles auf, und empfand das Glück der leeren Hände. Und seine Aufbauarbeit mit den leeren Händen in San Damiano mündete in die größte Menschenbewegung der Kirchengeschichte.

Die Entscheidung, als armer Wanderer zu leben, traf Franziskus für sich alleine. Er wollte sich niemandem anschließen. Sondern etwas Eigenes wagen. Doch immer mehr „mindere Brüder“ und Frauen schlossen sich ihm  an. Junge Menschen, oft Adelige merkten: „Da lebt jemand etwas vor, das er für richtig hält“. Mit einigen von ihnen geht Franziskus nach Rom, um sich vom Papst die Erlaubnis zu holen, das Wort Gottes verkünden zu dürfen.

Franziskus hat die Kirche kritisiert, ohne sie anzugreifen. Er lebte einfach das Leben von Christus nach.   Die Prachtentfaltung im hohen Klerus erreichte damals unvorstellbare Ausmaße. Drei Jahre vor der Geburt des Franziskus beschloss das 3. Laterankonzil: „dass Erzbischöfe auf ihren Reisen nicht mehr als 40 – 50 Pferde bei sich haben sollen“. Franziskus hob die Standesunterschiede auf. Jeder konnte sich ihm anschließen. 100 Jahre früher ließ Hildegard von Bingen nur adelige Töchter in ihre Klöster eintreten.

Schöne Texte und Bilder fand ich auf der  Website der Franziskaner www.franziskaner.net

„Für Franziskus war San Damiano ein Rückzugsort besonderer Art, ein Kraftort für seine wunde Seele und seinen leidgeprüften Körper. Hier im Angesicht des Kreuzes und in der Nähe seiner geistlichen Schwester Klara fühlte er sich gut aufgehoben, auch in den Schmerzen seiner Krankheit, auch als er mit seiner Lebensweise unter den eigenen Brüdern auf Widerstand stieß. Es war das Kreuz, an dem er sich immer wieder aufrichten konnte. Im Zeichen des Kreuzes hat er seine Berufung gefunden. Im Zeichen des Kreuzes hat er die Liebe seines Lebens entdeckt. Im Zeichen des Kreuzes hat sein Leben seine Erfüllung gefunden“.

Als Franziskus in der Portiuncula starb, brachte man den Leichnam in die sicheren Mauern von Assisi, nach San Damiano. Dort nahm Klara Abschied. Rechts neben dem Chor geht eine Treppe zum Oratorium und zum Schlafsaal. Hier erhielt Klara auf ihrem Sterbebett die Erlaubnis des Papstes, dass ihr Orden arm leben dürfe. Auf der Treppe zum Oratorium blickt man in den schönen Innenhof des Klosters wo Franziskus, blind und von Schmerzen geplagt, den Sonnengesang vollendet hat. (http://franziskaner.net/der-sonnengesang).

Frate Innocenzo da Palermo (1637) Crocefisso miracoloso Bild aus dem Gebetsbild, das ich 2012 in San Damiano geschenkt bekam

Frate Innocenzo da Palermo (1637) Crocefisso miracoloso
Bild aus dem Gebetsbild, das ich 2012 in San Damiano geschenkt bekam

Seit Franziskus in den Wäldern lebte, schätzte er die Natur als von Gott gegeben, als unseren Bruder und unsere Schwester, die auch wieder zu Gott führen. Durch seine Worte und durch sein Tun wird er zum ersten Umweltschützer. 1219 begleitet er den ersten Kreuzzug, um mit dem Sultan zu sprechen. Sein franziskanischer Weg für Frieden und Versöhnung, für interreligiöse Versöhnung ist heute aktueller denn je.

„In einer Seitenkapelle der Kirche hängt ein weiteres interessantes Kreuz. Man möchte sagen: ein „mehrgesichtiges“ Kreuz. Innozenz von Palermo, Minderbruder und Künstler, hat dieses Kreuz 1637 geschaffen. Auf den ersten Blick ist es eher unauffällig, besitzt aber eine Besonderheit. „Steht man rechts vom Kreuz, dann sieht man, so heißt es, Christus im Todeskampf; steht man genau davor, sieht man ihn sterben; steht man links vom Kruzifix, sieht man das erlöste Gesicht nach dem Sterben. Vielleicht braucht man ein wenig Fantasie, um all das zu sehen. Aber es deutet das Geheimnis des Kreuzes. Das Kreuz – es ist und bleibt das Markenzeichen für San Damiano. Es ist und bleibt auch das Markenzeichen für Franziskus selbst, der später auf La Verna mit den Wundmalen des Gekreuzigten „gesiegelt“ wird“. (www.franziskaner.net/san_damiano).

Station 3:
Portiunkula

Von San Damiano aus sieht man schon die mächtige Basilika von Santa Maria degli Angeli. Sie beherbergt (oder erschlägt) die zarte Kapelle Portiunkula, wo Franziskus starb.

Der Vorort und zugleich der Bahnhof von Assisi (3 km unterhalb der Stadt Assisi) heißt auch Santa Maria degli Angeli. Von dort aus fuhr ich 2012 ans Meer und lief bei der Rückkehr vom Bahnhof zur Basilika Santa Maria degli Angeli. Der Weg ist nicht schön, der Vorplatz laut. Jedoch, ich kam abends an, und langsam kehrte Ruhe kehrte ein in die Basilika „mit den zwei Gesichtern“.

Von San Damiano aus führt der schöne Fuß-Weg in einer Stunde zum Ziel einer eintägigen Minipilger-Reise.

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Blick von Santa Maria degli Angeli auf Assisi

„In der Portiunkula hört Franziskus eines Tages während eines Gottesdienstes das Evangelium von der Aussendung der Jünger. Franziskus fühlt sich auf einmal direkt angesprochen. Dabei hatte er diese Worte vermutlich schon oft gehört. Aber es gibt Momente, wo etwas für mich zu sprechen beginnt, wo mir Augen und Herz aufgehen und ich auf einmal Klarheit darüber gewinne, was nun zu tun ist. Wo Worte nicht mehr nur mein Ohr erreichen, sondern mein Herz. Danach weiß er: Das ist es, was ich will, das ist es, was ich suche, das verlange ich aus innerstem Herzen zu tun“ schreibt Bruder Franz Josef Kröger in www.franziskaner.net/portiuncula.

Gebetsheft das ich bei meinem Besuch in der Portiunkula 2012 erhielt.

Gebetsheft das ich bei meinem Besuch in der Portiunkula 2012 erhielt.

Lange verweilte ich vor der der Portiunkula, und beobachtete die Menschen, die hier still wurden. Wir sehen Steine, die Franziskus selbst bewegte, um das verfallene Kirchlein aufzubauen. Ich bin dankbar für die Franziskaner Mönche, die sich in der Basilika zeigen und erlebte persönlich das Procedere des vollkommenen Ablasses, über das in der Kirche informiert wird.

assisi15Franziskus forderte einen Ablass, frage ich mich beunruhigt? Das Gebetsheft der Portiunkula schreibt, dass Franziskus einen almosenfreien Ablass vom Papst forderte. Helmut Feld schreibt in „Franziskus von Assisi“ dass Franziskus damit indirekt die Kreuzzüge angriff. Christen, die sich damals von ihren Sünden befreien wollten, wurde auf die Kreuzzüge geschickt. Franziskus hat ihnen diese Kreuzzüge erspart, die Sünder brauchten nur nach Assisi pilgern.

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„Franziskus wollte alle Menschen von ihrer Schuld befreien und ihnen einen sicheren Weg zum Heil öffnen. Deshalb trotze er dem Papst Honorius III nach seiner Wahl am 18.Juli 1216 in Perugia die mündliche Bestätigung der Vergebung von Portiuncula ab, die ihm, wie er behauptete, Christus selbst gewährt habe. Sie enthielt nicht weniger als die Vergebung aller Sünden, der im Jenseits dafür vorgesehenen Strafen und die gewisse Zusage des Heils für den, der zu der Portiuncula Kapelle pilgerte“. Ein Ablass in diesem Umfang war vom Papst noch nie gewährt worden; er hätte auch kriegerische Unternehmungen wie die Kreuzzüge zur Befreiung des Heiligen Grabes, zu denen die Päpste die Christenheit anstifteten, überflüssig gemacht“. Deshalb geriet der Ablass in Vergessenheit. 1900 hat sich dann der Franziskus Forscher Paul Sabatier von der Echtheit des Wunsches von Franziskus überzeugt. Franziskus wollte erreichen, dass alle Gläubigen, die in der Portiuncula reumütig um die Vergebung ihrer Sünden baten, weiterhin keine Unannehmlichkeiten seitens des Rechts- und Bußsystems der Kirche hätten. Die Kardinäle warnten den Papst, den auch die Ablassgelder wären nicht mehr geflossen, und so wurde der vollkommene Ablass auf den 2. August beschränkt. Heute gilt er as ganze Jahr.“
(Helmut Feld, Franziskus von Assisi)

Maria Verkündigung Assisi, Portiunkula. Altarretabel.

Maria Verkündigung Assisi, Portiunkula. Altarretabel.

„Steh‘ denen bei, die keinen Halt im Leben haben, denen das tägliche Brot fehlt, die sich in Gefahr oder Versuchung befinden. Hilf den Trauernden und Mutlosen, den Kranken und Sterbenden“.

Etappe 13 – Über den Monte Subasio nach Spello zur „Perfekten Freude“

Am Abend kaufte ich Magnesium und Kalzium. Der freundliche Apotheker in Assisi ermutigt mich, in der Hitze weiterzulaufen. Er würde gerne mit pilgern, so gesund empfinde er das Tun.

Am Abend vor dem Weiterlaufen kaufte ich Magnesium und Kalzium. Der freundliche Apotheker in Assisi ermutigte mich, in der Hitze weiterzulaufen. Er würde gerne mit pilgern, so gesund empfinde er das Tun.

Weg

02Die Einsiedelei „Eremo delle Carceri“ liegt wunderbar hoch oben in der Einsamkeit, in Felsen eingeschmiegt. 1205 zog sich Franziskus zum ersten Mal zum Gebet zurück. Die niederen Räume (Carceri)  mit den kleinen Zimmern sind ein Zeichen der Armut.

Die Pilger, die in Assisi übernachten, verlassen Assisi durch das höchste Stadttor die Porta dei Cappuccini.
Der Campingplatz Fontemaggio liegt auf dem Weg zur Einsiedelei.

Über das Gipfelplateau des Monte Subasio geht die Wanderung gen Süden. In Fonte Bregno findet sich ein Brunnen, mit der Wasserfigur von Fiorenzo Bacci.

Spello in Sicht. Quelle: placesonline.de

Spello in Sicht.
Quelle: placesonline.de

Quelle: http://www.iluoghidelsilenzio.it/monastero-di-s-maria-di-vallegloria-spello/

Kurz vor Spello das Kirchlein di Santa Maria di Vallegloria.
Quelle: http://www.iluoghidelsilenzio.it

Der Pilgerweg führt am Römischen Aquädukt vorbei, und ich erinnere mich, wie ich erleichtert lächele.

Hinter Olivenhainen warten die hübsche mittelalterliche Stadt Spello, und ihre drei Tore aus römischer Zeit. Durch die Porta Consolare trete ich ein – ein erhebendes Gefühl.

Die legendäre Kirche Santa Maria Maggiore zeigt wunderschöne Fresken von Bernardino di Betto, bekannt als Pinturicchio. Die “Verkündung”, die “Anbetung der Heiligen drei Könige”, und die “Diskussion im Tempel”. Einige der wichtigsten Werke des Künstlers kann man bewundern, wenn man eine Münze in den dafür vorgesehenen Schlitz wirft und so das Licht angeht.

Erleben

Der Rundgang durch die engen Räume der Einsiedelei Eremo delle Carceri macht ganz ruhig.  Bei meinem Besuch regnete es Hunde und Katzen, und ich übte mich sogleich in Gelassenheit. Am kleinen Kiosk gibt es Tee und Kaffee, und hübsche Ketten für meine Patenkinder.Der Regen gibt mir Zeit, in Angelas Buch die Geschichte von der wahren Freude zu lesen.
Das  „Diktat an Bruder Leo“, ist ein praktischer Rat für Pilger, mit Ablehnung umzugehen, auch der eigenen gegenüber Menschen, Müdigkeit, Erwartung.
Als Franziskus und seine Brüder einmal völlig „abgerissen“ von einem Kloster abgewiesen wurde, reagierte er nicht verbittert, sondern sagte seinen Brüdern: „Wenn ich Geduld habe und mich nicht aufrege, dass darin die wahre Freude ist und die wahre Tugend und das Heil der Seele“.

La perfetta Letizia.
Die perfekte Freude.

Auszug aus der BR2 Hörsendung:
Bruder Franz – Das Licht aus Assisi

Vor allem begeistern sich die Menschen an den schlichten Worten und den anschaulichen Bildern, mit denen Franziskus das Evangelium erklärt und erzählt, was er unter wahrer Freude versteht.

„Ich komme von Perugia zurück und in tiefster Nacht hierher. Zur Winterszeit. Schmutzig, mit gefrorener Kutte und blutenden Schienbeinen. Und muss in Schutz, Eis und Kälte lange warten, bis ein Bruder kommt. Nach dem Namen gefragt, werde ich unfreundlich behandelt und im Dunkeln draußen stehen gelassen mit den Worten. Geh‘ weg. Du bist ein einfacher, Ungebildeter. Wir sind so zahlreich, und so, dass wir Dich nicht brauchen. Beim erneuten Klopfen schickt er mich ins Hospital der Kreuzträger. Ich sage Dir, wenn ich meine Geduld nicht verliere, und nicht aggressiv werde, liegt darin die wahre Freude, echte Tugend und das Heil der Seele.“

Wand-Bild aufgenommen in einem Café in Assisi

Wand-Bild aufgenommen in einem Café in Assisi

Herberge

07Wunderschön, freundlich, mit Frühstück. Für mich war es immer ein besonderes Pilger*innenerlebnis, in einem Kloster Herberge zu finden.

Das KlosterFrancescane Missionare Cuore Immacolata di Maria
16 Via Fontevecchio
Spello
Telefon: +39 0742 651182

Das Abendessen, das mir ins Esszimmer gebracht wurde, schmeckte, der Sonnenuntergang vom hoch gelegenen Kloster bewundert, brennt sich ein.
Am Morgengottesdienst in der kleinen Kapelle, die sich in mitten des Klosters befindet, nehme ich teil.

Etappe 14 – Durch Foligno nach Trevi – Wenn Knochen jammern

Dauer: 16 km, 4 ½ Stunden

Weg

Es wird ein gerader, eigentlich müheloser Weg werden, der durch die Stadt Foligno, an einer Kiesgrube und einem Zementwerk vorbei nach Trevi führt. Anstrengend. Am Abend schrieen die Knochen.

Die verkehrsreiche Stadt Foligno ist einer der wenigen Städte in Umbrien, die in einer  Ebene liegt.

Franziskus verkaufte auf dem Platz vor der Kathedrale Stoffe, um mit dem Erlös die kleine Kirche von San Damiano zu renovieren. Klara, die Freundin und Vertraute von Franziskus,  kam 1217 nach Foligno, um eines der ersten Klarissenklöster zu gründen.

Der Dom und die Kirche S. Maria Infraportas boten Kühlung. Im Kloster Sant’Anna in der Via die Monasteri 46 lebt noch heute eine Gemeinschaft der Beginen.

Es wird noch ein langer steiler Weg bis nach Trevi

Erleben

Quelle: http://www.casabeatangelina.it/monastero.htm

Detail Kloster Sant Anna.
Quelle: http://www.casabeatangelina.it

Am Abend schrieen die Knochen, und ich überlegte, wie ich gut ins Badezimmer gelangen könnte, robbend oder auf die Stöcke gestützt. Aber die dienten als Wäschestangen und waren beleidigt. Abendessen konnte ich nicht mehr. Frühstück gab es keines im Kloster, so ging ich früh los, um im hübschen Ort Trevi, in einer Bar bei der Kirche, zu frühstücken.

Herberge

Monasterio delle Benedettine Monasterio di Santa Lucia, das, etwas versteckt, am Westhang liegt.

Via del Crocefisso, 1
06039 – Trevi (PG)
Telefon: +39 0742 78242
http://www.monasterosantalucia.it

Der Empfang war kurz und kühl, das Zimmer groß, und ich hatte ein eigenes Bad, das ich mir robbend erorberte.

Etappe 15 – Spoleto und der Zauberwald

Dauer: 19 km, 5 Stunden

Der kunst-reiche Weg über Trevi nach Spoleto
und eine Rast an den Quellen des Clitunno

Und da liegt sie. Eines der schönsten Kirchen Umbriens.

Weg

Foto: Franco Spellani

Santa Maria delle Lacrime.
Quelle: Franco Spellani

Madonna delle Lacrime

Durch ein mittelalterliches Tor verließ ich Trevi, um 10 Minuten später, im Tal zur Kirche Santa Maria delle Lacrime zu kommen, das inmitten von Feldern liegt.

Deshalb liebte ich meine Pilgerreise, wegen der Kunst in der Kirche. Die stille Kirche inmitten von Feldern zeigt schöne Fresken von Perugino. Gefesselt blieb ich sitzen und staunte. Die Kirche war offen; sonst gibt es Schlüssel bei der Klosterschule nebenan.

In San Pietro di Bovara steht der älteste Olivenbaum in Umbrien, geschützt durch einen freundlichen Zaun.

Der Weg ist herrlich, machte ich doch Rast an den Quellen des Clitunno, die schon den Römern heilig waren.

Quellen des Clitunno: „Eine Oase der Stille“

Lord Byron und Plinius lobten den Ort:. Auf der Eintrittskarte zu den Quellen steht der Brief von Plinius dem Jüngeren an einen Freund.

„Hai mai veduto i Fonti del Clituno?“ Se non ancora, e credo di no, altrimenti me ne avresti parlato, vale a vedere. L’ho visto da poco e mi rammarico di averlo fatto troppo tardi“ „Plinio il Giovane a un amico“.

Plinius der Jüngere schwärrmte: „Hast Du je die Quellen des Clituno gesehen. Wenn nicht, und ich glaube Du warst noch nicht dort, sonst hättest Du mir davon erzählt, sind die Quellen eine Reise wert. Kürzlich habe ich sie besucht, und es tut mir leid, dass ich sie so spät sah.“

Quelle: Di Aracuano - Opera propria, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4792030

Die Fonti di Clitunno in Pissignano
Quelle: Di Aracuano

Der kleine Umweg zum Dorf San Giacomo lohnt.  Interessiert las und sah ich die Geschichte vom Hühnerwunder des Jakobswegs. Loslassen ist gesünder…

Vor den Toren von Spoleto wartet eine Kirche, die mich besonders berührte und ich mich, trotz des einbrechenden Abends, länger dort aufhielten ließ. San Sabino ist eine romanische bescheidene Kirche, deren Anblick berührt. Der schwer bewaffnete Franziskus wollte nach Apulien aufbrechen, um sich in der Schlacht jenen Adel zu verdienen, den er als Kaufmanssohn nicht hatte. In der Kirche hatte er einen Traum.

San Sabino

Herr, was willst Du, dass ich tue?

1205 brach Franziskus abermals auf in den Krieg und wollte über Spoleto nach Apulien ziehen. Er machte sich mit Eifer auf den Weg und wurde, in Spoleto angekommen, krank. “Als er eingeschlafen war, hörte er jemand im Halbschlaf, der ihn fragte, wohin er ziehen wolle. Daraufhin enthüllte ihm Franziskus sein ganzes Vorhaben. Jener aber fügte hinzu: ‚Wer kann dir Besseres geben, der Herr oder der Knecht?‘ Als er aber erwidert hatte: ‚Der Herr‘, sprach er zu ihm abermals: ‚Warum also verlässt du statt des Knechtes den Herrn und statt des Hörigen den Fürsten?‘ Und Franziskus sagte: ‚Was willst du Herr, dass ich tun soll?‘ ‚Kehre zurück in dein Land‘, sprach jener, ‚und es wird dir gesagt werden, was du tun sollst; denn das Traumgesicht, das du gesehen hast, musst du anders verstehen.‘ Als Franziskus erwachte, begann er überaus sorgfältig über dieses Traumgesicht nachzudenken. Des Morgens kehrte er daher eilends nach Assisi zurück; er harrte auf den Willen des Herrn, der ihm dies gezeigt hatte, in der Erwartung, er werde von ihm einen Rat für sein Heil erwarten.“
(3 Gef 6) Quelle: www.franziskanerinnen-thuine.de

Erleben

 

An einem Freitag Abend, die Stadt voller Party-Leute, kam ich verschwitzt, müde, abgerissen in Spoleto an, direkt auf der Piazza Vittoria am Fuße der Altstadt. Zum ersten Mal fühlte ich mich einfach anders.

Auf der Suche nach dem Kloster nahm ich meinen Mut zusammen, und ich frug eine Frau, die sichtlich auf dem Weg von der Arbeit nach Hause war. „Scusi, dovè il convento Istituto Bambin Gesù“?. Ich hatte Glück. Die Frau kannte das Kloster, da ihre Tochter dort in den Kindergarten ging und sie  führte mich über alle Stufen von Spoleto zum altehrwürdigen Tor des Klosters. „Das war gleich mein Fitnessprogramm“, sagte sie. Das Kloster liegt ganz oben in Spoleto.

Herberge

Das freundliche Kloster erwartete mich in Spoleto, hübsch, hoch oben, hinter einem beeindruckenden Tor verborgen.

Kloster Istituto Bambin Gesù
Via Sant’Angelo 4
Telefon: +39 0743 40232
www.bambingesu.org/spoleto.htm

Ich blieb 2 Tage. Der Lonely Planet schreibt, was ich in Erinnerung habe: „The combined age of this enterprising bun/B&B might be older than the 16th century convent itself. Get in touch with your monastic side in these barebone cells.“

Ich hatte ein Zimmer mit Aussicht. Studentinnen aus Dresden, die während ihres Kunststudiums dort logierten, vergaßen einmal den Schlüssel und konnten das Tor spätnachts nicht öffnen. Trotz später Stunde öffnete man ihnen freundlich, ohne Vorwürfe. Spoleto gewinne ich lieb.

Spoleto Dom. Pinturicchio Madonna col Bambino della Cappella Eroli Bild aus der Postkarte, Spoleto Dom SCALA Firenze.

Spoleto Dom. Pinturicchio Madonna col Bambino della Cappella Eroli
Bild aus der Postkarte, Spoleto Dom SCALA Firenze.

Über Goethes Brücke zum Kloster Monteluco,
in den heiligen Wäldern

Weg

Über der antiken römischen Stadt Spoleto erhebt sich der Berg des Monteluco mit der Einsiedelei von Monteluco.

Früh ging ich los, um das Kloster San Francesco in Monteluco mit den berührenden „stanzioline“ noch vor der Mittagspause (12 – 15 Uhr) sehen zu können.

Voll gutem Frühstück und literweise bestem Kaffee wanderte ich an der Kirche San Pietro vorbei, über die atemberaubend hohe Brücke, der Ponte delle Torri.

(Anmerkung: Das Erdbeben 2016 hat die Brücke beschädigt. Sie ist gesperrt. Am besten erreicht man die Ponte delle Torri von Spoleto aus. Sie erreichen die Brücke von der Piazza Campello aus in Richtung Via del Ponte, die von der Steinmauer der Albornoza Festung gesäumt wird. Oder man nimmt die neue Rolltreppe „Funicolare“, die sich am Fuß der Stadt befindet. https://www.umbriatourism.it/web/umbria/-/ponte-delle-torri-di-spoleto)

Goethes Brücke

Erinnerung an Goethe

Himself, Johann Wolfgang von Goethe bewunderte das Aquädukt „Ponte delle Torri“ auf seiner Italienischen Reise im Jahr 1786. Wow, dachte ich, ich sehe dasselbe wie Goethe. Der Anblick entlang der Brückenpfeiler macht high.

„Spoleto hab ich bestiegen, und war auf der Wasserleitung, die zugleich Brücke von einem Berg zum anderen ist. Das ist nun das 3. Werk der Alten, das ich sehe, und immer der selbe große Sinn. Eine zweite Natur, die von bürgerlichen Zwecken handelt, das ist ihre Baukunst, so steht ds Amphibientheater, der Tempel und das Aquädukt. Nun fühle ich erst Recht, wie mir alle Willkürlichkeiten verhasst waren… denn was nicht eine wahre Existenz hat, hat kein Leben und kann nicht groß sein“.

Winzige Zellen aus Weidengeflecht –
Der stille Weg zum Kloster San Francesco in Montelucco.

Von der Mitte der Stadt lief ich 2018 einen wunderbaren kleinen Pilgerweg – zum Kloster San Francesco in Montelucco. Weg Nr. 1 führt zum Kloster mit den winzigen Zellen. Franziskus bewohnte den Ort.

Weg Nr. 1 führt zum Kloster San Francesco in Montoluco

San Francesco in Monteluco

Winzige Zellen aus Weidengeflecht. Auch Michelangelo ruhte sich dort aus.

Neben dem Kloster sah‘ ich die stanzioline, kleine Zellen aus gekalktem Weidengeflecht. Franziskus soll über den Ort gesagt haben:  „Nie habe ich etwas schöneres gesehen, als mein Tal von Spoleto“.

Erleben

Der Spaziergang durch den Heiligen Wald verzauberte mich, vielleicht auch weil ich diese Zeilen in Angelas Buch las: „Niemand soll diesen heiligen Wald entweihen oder auf einem Wagen oder in seinen Armen etwas wegtragen“. Die Lex Spoletina passt zum ersten Umweltschützer, Franziskus.

Der Zauberwald von Monteluco.

Auf dem kleinen Rastplatz (mit WC) trank ich etwas, aß panini und hörte – Kontrastprogramm – Musik von Rino Gaetano. Ich schwebte zurück in mein Kloster.

Gianna, Gianna, Gianna sosteneva tesi e illusioni
Gianna, Gianna, Gianna prometteva pareti e fiumi
Gianna, Gianna, Gianna aveva un coccodrillo e un dottore
Gianna non perdeva neanche un minuto per fare l’amore

Ma la notte la festa è finita, evviva la vita
la gente si sveste, comincia un mondo
un mondo diverso, ma fatto di sesso, chi vivrà vedrà

Gianna hatte ihre Überzeugungen und Träume,
Gianna versprach Wände und Flüsse,
Gianna hatte einen Arzt und ein Krokodil,
Gianna verlor nicht eine Minute, um zu lieben.
Nachts ist das Fest vorbei, die Leute entkleiden sich, die Welt beginnt,
eine andere Welt, aus Sex gemacht, die welche leben, werden sehen.

Auf www.franziskaner.net finde ich beim Schreiben des Blogs die Geschichte von Franziskus und Bruder Esel, wie Franziskus, der Lust und Leidenschaft kannte, seinen Körper zu bändigen versuchte.

Etappe 16 – Zur Romita di Cesi, Pasta e Pace unter der Zeder

La Romita ist ein Ort der Stille und des Gebets

La Romita ist ein Ort der Stille und des Gebets

Auf dem Gelände des Klosters La Romita di Cesi restaurierte Franziskus 1213 eine kleine Benediktiner Kapelle und er verfasste hier eine Version zum Sonnengesang. 1991 begann Frate Bernardino mit einer Schar von Freunden die völlig verfallene Einsiedelei wieder aufzubauen. Die Begegnung mit Frate Bernardino, der von seinen treuen Hunden beschützt wird, ist etwas Besonderes.

Station 1:
Auf dem Weg zur Romita

Weg

Ich ging Angela’s Route durch die Porta San Matteo von Spoleto Richtung Madonna di Baiano. Der Weg zur Einsiedelei La Romita ist beschwerlich einsam, und einer der besten Wege in meinem Leben, weil ich durchhielt.

Als guten Auftakt empfand ich die Morgenmesse im Dom von Spoleto. Im Sommer 2018 begegnete ich tatsächlich Franziskus – einem modernen Franziskus. Darüber werde ich im Blog „Pilgern auf Italienisch – mit Franziskus in Umbrien“ erzählen.

Dort lässt sich dann der Originalbrief von Franziskus an Bruder Leo bewundern, der etwas versteckt und dunkel in einer Seitenkapelle zu finden ist. „Und wenn es Dir gut tut, Bruder Leo, zu mir zu kommen, dann komm“. Heißt es unter anderem in dem Brief.

Bewundert habe ich auch die Krönung Mariens von dem Renaissance-Meister Frate Filippo Lippi.

Der lange Weg zur Romita

Dieser Weg kann für einen Tag (zu) lang werden. Und Asphalt-Straßen erfreuen keine Seele und sind gefährlich. Frate Bernardino von der Romita empfiehlt, von Spoleto bis Madonna di Baiano den Bus zu nehmen (oder ein Taxi. Es sind 6 km).

08:00 Uhr: Asphaltstraße auf dem Weg nach Madonna di Baiano. In einer Kirche am Ortsausgang besuche ich einen Gottesdienst. Der Priester wünscht der Pilgerin „Buon Cammino“.

08:00 Uhr: Asphaltstraße auf dem Weg nach Madonna di Baiano.
In einer Kirche am Ortsausgang besuche ich einen Gottesdienst. Der Priester wünscht der Pilgerin „Buon Cammino“.

Am Wegesrand warten die geliebten Brombeeren ...

Am Wegesrand warten die geliebten Brombeeren …

... und goldenes Stroh.

… und goldenes Stroh.

11:50 Uhr: Beim Wohnturm im hübschen Mogliano folge ich dem der Wegtafel nach Rappicciano

11:50 Uhr: Beim Wohnturm im hübschen Mogliano folge ich dem der Wegtafel nach Rappicciano

12:00 Uhr: Rast an der alten Waschanlage in Rapicciano

12:00 Uhr: Rast an der alten Waschanlage in Rapicciano

13:00 Uhr: Das schön gelegene Fogliano

13:00 Uhr: Das schön gelegene Fogliano

13:30 Uhr: Dem gelben Pfeil nach

13:30 Uhr: Dem gelben Pfeil nach

14:00 Uhr: Durch schöne Wälder über weiße Wege

14:00 Uhr: Durch schöne Wälder über weiße Wege

In Macerino gibt es Restaurants und Unterkunft. Für mich gab es ein Hallo von den einzigen Lebewesen weit und breit.

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In Colle Aiano wusste ich nicht weiter. In einem Garten bat ich ein Ehepaar um Auskunft.Später am Sonntag der Heiligen Chiara traf ich sie in der Romita wieder. Meine Bitte um Auskunft motivierte die beiden, nach vielen Jahren die Romita wieder zu besuchen. Vielleicht hilft der handgeschriebene Plan auch anderen Pilgern. Prosegui – weiter gerade aus.

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16:30 Uhr: Erlösung. Um die Ecke – der Hinweis La Romita

16:30 Uhr: Erlösung. Um die Ecke – der Hinweis La Romita

Der letzte lange Weg steil hinauf.

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Ein Lebewesen auf dem Weg zur Romita

17:41 Uhr: Nach einem steilen Anstieg führt ein breiter Weg zur Romita.
Auf der Höhe steht ein verlassenes Haus, wo eine erschöpfte Pilgerin, die ich später in der Romita traf, übernachtete. Ich ging weiter, freute mich über den Anblick eines Lebewesens.

19:33 Uhr: Große Freude: Ich sehe die Romita

19:33 Uhr: Große Freude: Ich sehe die Romita

 

Herberge

romita17Der Weg zum Kloster La Romita ist ausgeschildert. Melden Sie sich vorher an:

La Romita
Telefon: +39 0744 283006
Mobil: +39 3464107908
www.la-romita.net

Pater Bernardino spricht Deutsch, war Schüler von Kardinal Ratzinger und Mitschüler von Hans Küng. Ich half mit im Garten, pumpte Wasser für die Dusche und wurde für einige Tage Teil der Gemeinschaft, aus Pilgern, Helfern und Leuten aus der Stadt.

Station 2:
Gemeinschaft in der Romita

Erleben

La Romita ist ein Ort der Stille und des Gebets

La Romita ist ein Ort der Stille und des Gebets

In der Felshöhle, einige Minuten von der Romita entfernt, betete Franziskus.

In der Felshöhle, einige Minuten von der Romita entfernt, betete Franziskus.

„Grübele nicht, sei nicht schüchtern, sondern sag‘ einfach Buona Sera“. Als ich in die Romita eintrete, treffe ich gleich nette Menschen, und die Mitarbeiterin von Frate Bernardino zeigt mir mein Mehrbettzimmer. Mein Eis ist gebrochen.

In La Romita war die Pilgerin richtig glücklich. Die Gemeinschaft, das Abendessen unter der Zeder, die Aufgabe, die Arbeit im Garten, die Begegnungen: Ich treffe eine Italienische Familie. Alice, das glückliche Kind. Sabrina, ihre Mutter, Simone, die Tante und Schwester. Alle sind aus Genua gekommen, um Frate Bernardino zu helfen. Wir lachen zusammen, arbeiten im Garten, Simone kocht. Wir gehen zur Felshöhle, wo Franziskus betete.

Gerne stehe ich für die Lodi um 06:30 h auf. Frate Bernardino weckt mit einer Holzklapper. Seine Worte bei der Andacht klingen wie Musik in meinen Ohren. „Vivere bene nel presente – Oggi è novità della vita – Godersi delle cose che abbiamo dentro“. Gut im Jetzt leben – Das Heute bringt das Neue ins Leben – Sich freuen an den Geschenken, die wir in uns tragen.

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Ich treffe Menschen mit einer Botschaft. Wir feiern zusammen den Sonntag der Heiligen Klara. La Domenica di Santa Chiara.

romita22Massimo, ein Mann aus dem Dorf, hilft Bernardino, das Kloster zu erhalten. Von ihm lernte ich das Wort „La Parsimonia“ die Mäßigung. Der Gedanke ist wichtig, sagt er, nicht die Regel. Die Pilgerin Alessandra trägt das Tattoo des Ikarus. Luigi, der für Bernardino arbeitet, und durch eine Krise zum Pilger wurde. Sabrina schenkt mir den Satz: „A thing of beauty is a joy for ever“.

Judith, die Ärztin, schenkt mir den Satz:

Es gibt kein Scheitern, wir sind alle auf dem Weg“.

Ich lerne auch, ein Nein anzunehmen. Frate Bernardino will nicht, dass ich in der Küche mithelfe.

Daraus wird Simona „Fiori di zucca“ zaubern.

Daraus wird Simona „Fiori di zucca“ zaubern.

 

Statt in der Küche zu helfen, lese ich in der kleinen Bibliothek im kleinen Aufenthaltsraum, dem salotto, das Buch von Humbert Fink „Franz von Assisi“ und stolpere über den Satz:

„Menschen in Übereinstimmung mit sich selbst, schaffen den Durchbruch“.

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Ich freue mich auf die Gartenarbeit, um die Zutaten für das Abendessen zu ernten. Ora ed labora – Bete und Arbeite.

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„Das Geheimnis besteht darin, allem,
was wir tun, ein wenig Liebe beizumengen“.
(Inschrift in einer der Meditationstafeln in der Romita).

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Dann lief uns Linda zu, ein verlassener, kranker Hund und endlich gab mir Bernardino eine Aufgabe. Bringe Linda zum Tierheim. Es liegt auf dem Weg nach Terni. La vita ti chiama, sagt Frate Bernardino zu mir.

Das Leben ruft Dich.

linda

Linda


Ein Brief aus der Romita. Das Leben aus der Sicht von Frate Bernardino.

Liebe Pilgernde, Frate Bernardino, der Hüter der Romita di Cesi, hat diese tröstenden Worte zu der aktuellen Situation auf Facebook gepostet. Das Pilgern geht weiter, wenn auch momentan in unseren Gedanken. Bleiben Sie gesund. Mi stia bene. Buon Cammino.

La Romita di Cesi 23. März 2020

In dieser unerwarteten, unvorhersehbaren und beispiellosen Zeit sind wir aufgerufen, demütig und mutig zu sein. Demütig darin, unseren Zustand als kleine, zerbrechliche und verletzliche Kreaturen zu erkennen und zu akzeptieren. Mutig, sich der Schwierigkeit zu stellen (im Haus eingesperrt zu bleiben, ohne sich frei bewegen zu können, von Freunden fern zu sein, Angst vor einer Infektion zu haben …) als Gelegenheit (allein und still zu sein, nachzudenken, zu beten, zu meditieren, zu lesen …).

Wir haben die Möglichkeit zu schätzen und zu genießen, was wir noch haben: Leben, Gesundheit, Zeit, ein Zuhause, Sonnenlicht, Zuneigung und Nähe der Angehörigen trotz körperlicher Distanz. Jeder Lebenstag ist jedoch ein Geschenk, ein weiterer Tag: neu, kostenlos und einzigartig. Was wir haben, ist sicherlich viel mehr (in Quantität) und es ist viel wichtiger (in Qualität) als das, was wir nicht haben. Diese Überlegung wird uns helfen, auch in diesem Notfall glücklich und dankbar zu sein. Glücklich und dankbar sein: eine Lebenspriorität. Bei vorübergehendem Unbehagen können wir die Welt auf eine neue Art und Weise betrachten und unser Leben verwalten, indem wir positiven Initiativen Zeit und Aufmerksamkeit widmen.

Wir können nicht durch unsere Städte gehen, aber wir können trotzdem „navigieren“, um unbekannte Welten kennenzulernen: Geschichte, Geographie, Spiritualität, Literatur, Poesie, Kunst, andere Kulturen und andere Sprachen … Wir können sogar „rennen“ wenn auch auf virtuelle Weise, über Meere und Berge, über schneebedeckte Gipfel und aktive Vulkane, über Gletscher und Wüsten, über Flüsse und Seen, über Prärien und Steppen. Wir können unsere Neugier wecken, die wunderbare Welt der Natur kennenlernen: Tiere, Vögel, Insekten, Bienen, Blumen, Heil- und Aromapflanzen; wir können den Wunsch wecken, zuzuhören und Musik zu machen.

Entdecken, schätzen, pflegen und verbreiten Sie Schönheit. Vor allem aber können wir nicht nach draußen gehen, aber wir können uns selbst betreten, in das Labyrinth unseres Lebens gehen.

Fragen Sie sich nach dem Sinn des Lebens: Woher kommen wir, wo sind wir, wohin gehen wir? Wie viele Dinge müssen wir wirklich machen und welche Dinge machen uns glücklich?

Ist es nicht an der Zeit, unseren Lebensstil zu ändern? Auf diese Weise haben wir bereits eine Therapie gefunden, einen wirksamen Impfstoff gegen das echte Virus dieser Wochen: gegen Angst und Sorgen.

Es wird uns gut tun, den Text dieses Dalai Lama zu lesen:
„Mensch. Er opfert die Gesundheit, um Geld zu verdienen. Einmal verdient, gibt er es aus, um seine Gesundheit wiederzugewinnen. Er ist so auf die Zukunft fixiert, dass er die Gegenwart nicht genießt. Das Ergebnis ist, dass wie weder die Zukunft noch die Gegenwart leben. Der Mensch lebt so, als ob er niemals sterben sollte und stirbt am Ende, ohne jemals gelebt zu haben. “

OSTER GESCHENK von Frate Bernardino, La Romita di Cesi.

In dieser schwierigen Zeit, aber voller großer Möglichkeiten (jede Schwierigkeit ist eine Chance!), Es ist gut für uns, durch neue Technologien zu kommunizieren, um Ideen, Wissen, Erfahrungen, Eindrücke und Emotionen auszutauschen. Wir befinden uns in einer völlig neuen, beispiellosen Situation und sind alle zu „Einsiedlern“ geworden. Der Einsiedler rennt nicht. Er bewegt sich mit einem meditativen Schritt, er hat viel Zeit zum Schauen, Nachdenken und Lesen. Von der Einsiedelei im Wald am Berg sende ich Ihnen eine Botschaft des Vertrauens und der Hoffnung. Diejenigen, die Jesus in diesen Tagen mit Verstand und Herz kennen und lieben, folgen Schritt für Schritt ihrem Weg der Leidenschaft in Richtung Licht, Freude und Leben. Für diejenigen, die an ihn glauben, ist die Karwoche der Schlüssel zum Verständnis der menschlichen Existenz. In diesen Tagen hören wir seinen Zitaten zu. Wahre und gültige, klare und leuchtende Worte: „Es gibt keine größere Liebe als jemanden, der sein Leben für seine Freunde gibt“ (Joh 15,13). „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; aber wer sein Leben für mich und für das Evangelium verliert, wird es retten „(Mk 8,34-35). „Wenn das zu Boden gefallene Weizenkorn nicht stirbt, bleibt es allein; aber wenn er stirbt, bringt man viel Frucht hervor „(Joh 12,24). „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Dies sind Worte, die den Weg des Lebens beleuchten, das Herz erwärmen und unsere Schritte sicher machen. Wir wollen den Sinn des Lebens verstehen und leben, der darin besteht, zu geben und zu tun, nicht zu nehmen und zu halten. Was wir geben, wächst und blüht; was wir halten, wird verrotten und enden. Es ist die Kultur der Gabe, die von Jesus und Franziskus gepredigt und praktiziert wird. Niemand kann alleine glücklich sein. Zum Fliegen braucht es zwei Flügel. Ich brauche andere, andere brauchen mich. Im Leben verschwindet alles wie Rauch. Was ist noch übrig? Die Liebe, die wir gegeben haben und das Gute, das wir getan haben. Sie sind das Gold des Lebens, das über Zeit und Ewigkeit seinen Wert behält.Die Karwoche ist eine Schule des Lebens, ein Konzentrat wertvoller Lehren. Zu keiner Jahreszeit können wir so viel fürs Leben lernen wie heutzutage. Jesus ist Meister und Vorbild des Lebens: für den Mut und die Entschlossenheit, mit denen er Leiden und Tod begegnet, die dunkelsten und dramatischsten Momente des Lebens. Wir fühlen ihn zutiefst menschlich und uns in seiner Angst und Furcht nahe („Jetzt ist meine Seele beunruhigt“ Joh 12,27); in den Demütigungen, durch die Geißelung, die Dornenkrönung, die Stürze unter dem Gewicht des Kreuzes, das Ausziehen der Kleidung, durch das Kreuzigen, Er der Unschuldige, zwischen zwei Übeltätern, hat das erlitten: Durch die Bitterkeit von Judas ist er verraten worden („Dann ging einer der Zwölf, genannt Judas Iscariot, zu den Hohepriestern und sagte: Wie viel willst du mir geben, damit ich ihn dir übergebe? Und sie gaben ihm dreißig Silbermünzen. Von diesem Moment an suchte er eine günstige Gelegenheit, ihn auszuliefern „Mt 26, 14-15), Von der dreifachen Verleugnung von Petrus (“ Ich kenne diesen Mann nicht „Mt 26, 74); bei der Flucht und Zerstreuung der Jünger (“ Dann flohen alle Jünger, die ihn verlassen hatten „Mt 26,56); im Sinne von Einsamkeit und völliger Hingabe rief er am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27, 46).

Gestatten Sie mir, Ihnen einige Ratschläge zu geben: Lesen Sie die Geschichte der letzten Tage des irdischen Lebens Jesu und der Auferstehung an Ostern. Dies sind die letzten Seiten der 4 Evangelien. Es ist eine sehr animierte Geschichte, die von zahlreichen Charakteren bevölkert wird. Es wird uns dazu bringen, unser Wissen über Jesus zu vertiefen und eine Beziehung der Freundschaft und des Vertrauens mit ihm aufzubauen. Ihn als Meister des Lebens, als Freund des Vertrauens, als kompetenten Führer der Lebenswege und als Reisebegleiter zu haben, ist ein unschätzbares Vermögen. Es wird uns keine materielle Sicherheit garantieren, sondern innere Gewissheiten: Klarheit, innere Stärke, Leidenschaft für ein erfülltes und intensives Leben, die Fähigkeit, mutig, großzügig und freudig zu sein. Kommt es dir wenig vor?

Frohe Ostern! Bruder Bernardino

Frate Bernardino ist am 22. Mai 2022 gestorben, im Alter von 83 Jahren.

Ein wunderbarer Mensch, der die Romita vor 30 Jahren wieder aufgebaut hat.

Frate Bernardino hat mir persönlich wertvolle Gedanken geschenkt.

Mein neuer Blog www.pilgern-auf-italienisch.de erzählt von seinem Wirken und meinen Eindrücken.

Es wird sich zeigen, inwieweit der Geist von Frate Bernardino auf der Romita weiterwirken wird.

Es gibt Nachfolger:innen. Sie haben bereits gute Gedanken in der Facebookseite geschrieben.

Die Romita bleibt demnach eine accoglienza dei pelegrini – ein Ort des Willkommens für Pilgende.

Buon Cammino
Paola

Etappe 17 – Hinüber nach Collescipoli, durch das laute Terni

Dauer: 17 km, 5 Stunden

Oggi è novita della vita
Es kommt wieder anders als man denkt.

Weg

Blick von der Romita

Blick von der Romita

Cascade delle marmore, Terni.

Cascade delle marmore, Terni.

Der Weg aus dem Paradies La Romita führt über Waldeinsamkeit und eine Müllhalde, und durch das laute Terni. Ich bin den Weg nicht gegangen, und mir blieb vermutlich einiges an lauter Mühe erspart. Dank Linda. So wie ich Frate Bernardino verstand, empfiehlt er den Weg durch Terni auch nicht. Vielleicht ist es besser, man schnappt sich in Cesi einen Bus nach Collespicoli und verbringt Zeit in Terni, um die von den Römern künstlich angelegten Wasserfälle zu besuchen. Sie sind erfrischend, und einen Besuch wert.

Dem Pilger, der die ganze Strecke von der Romita laufen muss, werden die Wasserfälle ziemlich egal sein. Terni lag auf Goethes Route, und einen falschen Valentin gibt es dort auch.

Erleben

Gottesdienst an einem Tier, sagte mir meine Mutter später, als ich ihr die Geschichte von Linda erzählte. Frate Bernardino hatte mir zur Aufgabe gegeben, Linda zum Tierasyl in Terni zu bringen. Linda wollte die Romita nicht verlassen, und zog auf unserem gemeinsamen Weg an ihrer Strickleine. So fütterte ich sie, und sang für sie Auf Du junger Wandersmann“, als sie gar nicht mehr gehen wollte. Und da lief Linda weiter.

linda

Linda hatte Durst, Obdachlose wollten wir den Hund abnehmen, ich sah‘ selbst abgerissen aus. Aus einem kleinen Brunnen schöpfte ich mit der Hand Wasser für den Hund. Mit dem Plan zum Tierheim hatte ich mich verlaufen. Linda und ich wollten nicht mehr weiterlaufen. Da hielt ein Fiat mit quietschenden Bremsen. Maria, die Vorsitzende des örtlichen Tierschutzvereins sah‘ uns und rief den örtlichen Tierarzt an. Linda leckte dem Veterinario gleich die Hände und wurde ruhig. Hätte ich ihn zum Tierheim gebracht, sagte mir der Arzt im Auto, wäre Linda ein Hund von vielen gewesen. Jetzt würde sie erst mal von seinem Veterinäramt gepflegt.

Der Tierarzt fuhr mich durch die Industriestadt Terni direkt nach Collescipoli. Ich kam um 14:30 h an, alle Geschäfte geschlossen, die Herberge auch. So lag ich auf einer Gartenbank mit Ausblick und las das Friedensgebet in Angelas Buch. Herr mach‘ mich zum Werkzeug deines Friedens. Es wird vielfach Franziskus zugeschrieben, entstand, so weiß Angela, erst im 20. Jahrhundert.

Ein Gebet, das dem hl. Franziskus zugeschrieben wird
Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht;
dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt;
dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo die Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten:
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer da hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen,
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben. Amen.

Herberge

ostello_dei_garibaldini

Ostello dei‘ Garibaldini
Garibaldini 61, Collespicoli, Terni
Telefon: +39 0744 800467

Freundlicher Empfang um 17 Uhr, kleines Frühstück, ruhig, nette Leute. Das Ostello liegt in einem schmucken Palazzo.

Etappe 18 – Auf und Ab zum Sacro Speco von Narni und weiter nach Stroncone

Dauer: 22 km, 8 Stunden

Weg

collespicoliFrüh verließ ich das hochgelegene Collespicoli, durch die Porta Sabina. Die ersten 4 Stunden führen hinauf zum Kloster Sacro Speco di Narni. Der Anlauf zum Kloster ist lang, der Anstieg zum Kloster ist steil. Nehmen Sie viel Trinken und Essen mit. Es gibt im Kloster nichts zu kaufen.

Zu Beginn der Tour, bei Sant‘ Andrea verlaufe ich mich und ein Autofahrer nimmt mich einige Kilometer bis zu der Stelle, wo der Weg zum Kloster Sacro Speco di Narni hinauf führt. Der zweite Lift während der Pilger-Reise, um den ich heute noch froh bin. Dank des freundlichen Autofahrers schaffe ich es rechtzeitig zum Kloster, bevor es um 12 Uhr Siesta macht. Wer es vor der Mittagspause nicht schafft, genießt den schönen Rundblick in das Tal, am besten mit Brotzeit. Um 15:30 h macht das Klosterinnere wieder auf; so lange kann man nicht warten, denn der Weg nach Stroncone zieht sich.

etappe18Der Sacro Speco di Narni und das Oratorium, wo Franziskus betete, befinden sich etwas unterhalb des Klosters. Franziskus liebte diese Höhlen. Der Legende nach bildeten sie sich durch ein Erdbeben, nach dem Christus am Kreuz gestorben ist. 1213 kam er hierher.

Der Weg nach Stroncone, ist einsam, Geschäfte sah‘ ich keine, nur Brombeeren an den Sträuchern. Von Brombeere zu Brombeere lief ich vorwärts. Im Dorf Aguzzo kam ich mir wie auf einem Dach der Welt vor, und begriff nichts mehr. Die Mutter des kleinen Franziskus bat ihren Sohn, mich ein Stück zu begleiten, um den Weg nach Stroncone zu finden. Auf dem Weg des „Sentiero dello Spirito d’amore“ gelange ich endlich nach Stroncone.

Auf seinem Pilgerweg zum Tal von Rieti gründete Franziskus die unterhalb von Stroncone gelegene Einsiedelei, die auf unserem Pilgerweg liegt. Am Brunnen trank ich Wasser.

Hier ruht aufgebahrt der Heilige Antonio da Stroncone. Quelle: http://www.assisiofm.it/san-francesco-stroncone-69-1.html

Hier ruht aufgebahrt der Heilige Antonio da Stroncone.
Quelle: http://www.assisiofm.it

Erleben

Die Begeisterung zum Sacro Speco von Narni zu laufen ist gedämpft, weil, wie Johannes der Mitpilger auf dem Weg nach Assisi sagen würde „noch kein Kaffee durchgelaufen ist“. Mit leerem Magen und ohne Proviant ging ich weiter und war dankbar für die zwei Äpfel und die lieben Brombeeren, die ich am Wegesrand pflügte. Ich erinnere mich, dass ich den Hunger als Herausforderung annahm.

Die Armut des Franziskus.
Stroncone, so schreibt es Angela in ihrem Buch, entstand aus einer mittelalterlichen Burganlage. Es gehörte zunächst den Mönchen von Farfa und dann der Kirche. Als die Machthaber von Stroncone gegen Narni kämpften, wurde Stroncone zerstört, und vom „Franziskus-Papst“ Innozenz III aufgebaut. Lange galt Stroncone als unzerstörbar, bis die Landsknechte kamen, die im „Sacco di Roma“ schon Rom flachlegten. Ende des 19. Jahrhunderts widerstand die Stadt den Franzosen.

Im Beitrag des BR2 findet sich eine Aussage des Franziskus zu Waffen:

„Und Francesco von Assisi, ein Aussteiger von unerhörtem Charisma, lehnte für seinen Orden radikal jedes Eigentum ab. Die Brüder sollten weder Häuser noch Vorräte besitzen und kein Geld annehmen, höchstens Brot, Milch und Eier. Als sich der Bischof von Assisi darüber wunderte, argumentierte Franziskus: „Herr, wenn wir Eigentum hätten, bräuchten wir auch Waffen zu unserer Verteidigung. Denn daraus kommen ja alle Streitigkeiten und Händel.”

Auszug aus dem BR2 Beitrag: „Hatten nun Christus und die Apostel Eigentum oder nicht? Im Mittelalter war das die große Streitfrage zwischen Franziskanern und der Kirche in Rom. Am 16. November 1329 gab Papst Johannes XXII. in einer Bulle Bescheid, wie es war. Die Armuts-Anhänger innerhalb der Franziskaner wurden gnadenlos verfolgt“

Herberge

Stroncone liegt oben, der Weg zur Herberge führt Richtung Terni zum

Hotel San Francesco Inn
Telefon: +39 0744 60215

Quelle: sanfrancescoinn@tin.it

Dank des Autofahrers in Sant Andrea blieb Zeit für Schwimmen inmitten der umbrischen Berge.
Quelle: sanfrancescoinn@tin.it

Als ich um die Kurve lief, Richtung Terni, warteten Mutter und Sohn schon im Garten auf Pilger. Paolo brachte mich zum Hotel-eigenen Swimmingpool, das inmitten der schönen Landschaft liegt. Es war noch früh am Abend und ich unendlich dankbar. Im Hotel aß ich zu Abend, und unterhielt mich mit dem Koch über unseren Papst Franziskus. Condimento à scelta lerne ich, Salatdressing je nach Wahl. Es bleibt noch Zeit, hoch ins mittelalterliche Stroncone zu laufen und durch seine mittelalterlichen Gassen zu schlendern.

Gute Stunde

Hier lieg‘ ich, mich dünkt es der Gipfel der Welt.
Hier hab‘ ich kein Haus, hier hab‘ ich kein Zelt.

Die Wege der Menschen sind um mich her,
Hinauf zu den Bergen, und nieder zum Meer.

Sie tragen die Ware, die ihnen gefällt,
Unwissend, dass jede mein Leben erhält.

Sie bringen in Schwingen aus Binsen und Gras
Die Früchte, von denen ich lange nicht aß.

Hugo von Hofmannsthal
(aus Gedichte zweite Lieferung, Augsburger Allgemeine)

Etappe 19 – Nach Greccio im heiligen Tal von Rieti

Dauer: 15 km, 5 Stunden

Buon Giorno,
Buona Gente

Der Weg führt in das heilige Tal von Rieti.

Rückblick auf Stroncone.

Rückblick auf Stroncone.

„Die vier „franziskanischen Orte“ der Valle Santa, des Heiligen Tals von Rieti sind kreuzförmig angeordnet, und in der Tat hat das Kreuz Christi den gesamten irdischen Lebensweg von Franziskus geprägt. Der Pilgerweg führt zu vier Stationen im Leben von Franziskus“ schreibt Bruder Massimo Fusarelli ofm im Buch „Die Franziskanischen Wallfahrtskirchen des Heiligen Tals von Rieti“. Das kleine Büchlein kaufe ich im Klosterladen Greccio. Es wird mich zu den vier beeindruckenden Stätten begleiten, die im Leben von Franziskus eine große Rolle spielen. Einige Etappen im Heilige Tal von Rieti sind beschrieben auf: www.camminodifrancesco.it

In Greccio lud Franziskus zur ersten lebendigen Weihnachtsfeier ein. In Fontecolombo wurde seine Augenkrankheit mit „Bruder Feuer behandelt. La Foresta bot ihm Erholung und in Poggio Bustone fühlte er sich zu Beginn seines Ordenslebens von allen Sünden befreit.

Postkarte aus dem Klosterladen in Greccio.

Postkarte aus dem Klosterladen in Greccio.

Weg

Gestärkt durch drei cappuccini, den ich mit der „Mama des Hotels Francesco Inn“ trinke, mache ich mich auf einen schönen Weg. Eine kleine Marienkapelle erinnert dort, wo der Blick auf Stroncone so schön ist, an den Unfalltod von Fabio Titarelli, der beim Traktorfahren mit 19 Jahren an dieser Stelle starb.

Der einfach‘ zu findende, wenn auch lange Weg führt durch Wald und über schöne Wiesen bis in den Ferienort Prati. Dort mache ich im Ristorante Tre Cammini Rast.

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Erleben bis nach Greccio

greccio04„Leicht muss man sein, mit leichtem Herzen geben und nehmen“, singt die Marschallin im Rosenkavalier. Hier laufe ich leichtesten Herzens, auf schönen Wiesen, i prati, und genieße die neue Atmosphäre einer Berglandschaft. Der Weg führt an Ginsterbüschen vorbei, unter einem von ihnen ruhte ich mich aus. Ich bilde mir ein, die Vögel zwitschern zu hören.

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Dann, um halb vier Uhr sehe ich zum ersten Mal in das Heilige Tal von Rieti und ich sehe Greccio, die Wiege der Weihnachtskrippe.

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Erleben im Santuario di Greccio, im Kloster mit der Weihnachtskrippe

Franziskus ist am Ende seinen Lebens, krank, fast blind, das Chaos in seinem Orden bereitet ihm Sorgen. Da bittet er den Herrn von Greccio, Johannes Velita: „Ich möchte das nächste Fest des Erlösers mit Dir zusammen feiern. Ich werde seine Geburt in Bethlehem so feiern, dass die Not sichtbar wird, die er von Kindheit an ertragen musste, um uns Sünder zu retten“. (1 Cel. 468-471).

In der Grotta del presepe erinnert das Weihnachtsfresko an die erste Krippenfeier von Greccio.

Papst Franziskus besuchte im Januar 2016 überraschend Greccio, um dort zu beten, wo die erste Weihnachtskrippe stand. Quelle: CNA – the Catholic New Agency. Photo: Osservatore Romano

Papst Franziskus besuchte im Januar 2016 überraschend Greccio, um dort zu beten, wo die erste Weihnachtskrippe stand.
Quelle: CNA – the Catholic New Agency, Photo: Osservatore Romano

Nach der Weihnachtskapelle, die im Jahr der Heiligsprechung von Franziskus gebaut wurde, besuchte ich die winzig kleinen Schlaf-Zellen aus Holz und das Refektorium. Der hölzerne Chorraum ist still und leise, von einer magischen Ausstrahlung. In der Seitenkapelle weint Franziskus.

Und ich lese Texte über das Ereignis der ersten Krippe:

„1223. In den Eichenwäldern, an den Hängen des Appenin, wandern kleine Lichter bergauf. Aus dem Dorf Greccio im Herzen Italiens, strömen die Gläubigen herbei, Fackeln und Kerzen in ihren Händen. Ein Eremit hat zur Weihnachtsmesse eingeladen. Der Bettelmönch hat seinen Bruder Johannes gebeten, einen Stall herzurichten, wie bei der Geburt Jesu. Die Gläubigen singen und beten in jener Nacht neben echten Tieren und bilden eine lebendige Weihnachtskrippe, die erste Weihnachtskrippe überhaupt“
Quelle: http://www.br.de/radio/bayern1/sendungen/am- morgen/bayern1-adventskalender-weihnachtskrippe-100.html

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„C’é gente chi sa offrire e soffrire“. Es gibt Menschen, die verstehen es gut zu geben, und gut zu leiden, höre ich eine Klosterschwester vor dem Bild sagen.  Beim Anblick des weinenden Franziskus werde ich wieder zur Pilgerin. Dafür bin ich so dankbar, dass der innere Groll verschwunden ist. Ruhig lese ich, was der Biograph Thomas von Celano über das Aussehen
von Franziskus schrieb.“ Auszug aus dem Buch von „Die Franziskanischen Wallfahrtskirchen des Heiligen Tals von Rieti“, Seite 55:

„Er war ein außerordentlich redegewandter Mann, mit fröhlichem Antlitz und gütigem Gesichtsausdruck, frei von Feigheit, ohne jede Überheblichkeit. Von nicht gerade großer Gestalt, eher klein als groß, hatte er einen nicht sonderlich großen, runden Kopf, ein etwas längliches und gedehntes Gesicht, eine ebene und niedrige Stirne, nicht sonderlich große, schwarze, unverdorbene Augen, dunkles Haar, gerade Augenbrauen, eine gleichmäßige, feine und gerade Nase, aufwärts gerichtete, aber kleine Ohren, flache Schläfen, eine gewinnende, feurige und scharfe Sprache, eine … liebliche Stimme…gleichmäßige und weiße Zähne, schmale und zarte Lippen, einen schwarzen, nicht vollen Bart, einen schlanken Hals, gerade Schultern, kurze Arme, zarte Hände, lange Finger, etwas vorstehende Nägel, dünne Beine, sehr kleine Füße, eine zarte Haut.“

Herberge

Die Franziskaner im Kloster bieten Herberge bei Selbstverpflegung an, und ich hätte bleiben sollen. Ohne jede Verpflegung, und auf einmal zu schüchtern um zu fragen, laufe ich weiter in den kleinen Ort Greccio.

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Telefon: +39 0746 750127
Telefon: +39 0746 750124
http://www.santuarivallesanta.com/portfolio/greccio/

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Auf dem Weg in das Dorf Greccio hinein fragen mich Studenten, wo es zum Kloster geht, weil sie dort übernachten wollen. In Greccio nimmt mich das noble Hotel della Fonte auf.

Hotel della Fonte
Piazza Roma 5
Telefon: +39 0746 753110
http://www.hoteldellafonte.com

Ich hatte Glück, ein Zimmer zu bekommen, Pilgerpreis 60 €, denn es war der 14. August, ein Tag vor Ferragosto. Patrizia ist nett, und gibt mir ein schönes Zimmer mit Blick auf den feiernden Markt. Im Hotel-eigenen Restaurant aß ich gut. Jedoch die Sehnsucht nach dem einfachen Kloster blieb. Das Frühstück bestand nur aus süßen Sachen, und so deckte ich mich im Dorfladen, nach der Morgenmesse, mit Obst und viel Gemüse ein.

Das Gemälde stimmt mich fröhlich. Im Dorf Greccio hatte ich nämlich meinen weißen Sonnenhut verloren.

Das Gemälde stimmt mich fröhlich. Im Dorf Greccio hatte ich meinen weißen Sonnenhut verloren.

Erleben im Dorf Greccio am lebhaften Tag der Maria Himmelfahrt

Es ist die Einsamkeit, die uns Mut macht, in uns selbst zu dringen, um die Stimme Gottes zu hören.

Auf dem Marktplatz ist ein Fest. Im Souvenirladen von Greccio blätterte ich im Buch von Christian Bobin, der über das Leben und die Liebe des Franz von Assisi schrieb. L’uomo che cammina. Der Mann, der geht. (Im Deutschen wohl Das Kind, der Engel und der Hund). Ich übernehme daraus flüchtig Gelesenes in mein Tagebuch. Cammina! Senza sosta cammina. Va qui e poi là. Si direbbe che il riposo gli è vietato.

„Er ging. Ohne Unterlass geht er. Von hier nach dort. Als ob er sich die Ruhe verboten hätte. Wenn wir mit dem Ohr ein wenig feiner hörten, könnten wir ohne Bücher Nachricht von ihm erhalten und dem Gesang der Sandkörner zuhören. Seine nackten Füße heben ihn. Und sein Wort ist wie er, ständig in Bewegung. Wir verstehen, dass das Leben so wie sein Leben ist. In Bewegung sein, ohne Ziel. Wir leben und die Reise ist endlos. Die Pforte des Menschen ist sein Gesicht. Denn ohne dass unser Herz die Einsamkeit kennt, werden wir nicht vermögen, andere so verschieden von uns selbst zu sehen. Ohne die Einsamkeit unseres Herzens sehen wir im Anderen nur die nützliche Person, die unserer Zufriedenheit zu dienen hat. Es ist die Einsamkeit, die uns Mut macht, in uns selbst zu dringen, um die Stimme Gottes zu hören.“

Blick von meinem Zimmer im Hotel della Fonte auf den Marktplatz von Greccio

Blick von meinem Zimmer im Hotel della Fonte auf den Marktplatz von Greccio

Etappe 20 – „Bruder Feuer“ Über Fonte Colombo nach Rieti

Dauer: 21 km, 6 Stunden

Abschied von Greccio

Abschied von Greccio

„Franziskus hat das Rieti Tal geliebt, und so finden sich viele Kirchlein auf engem Raum“, schreibt Angela zu dieser Route. „Das Evangelium leben, nicht kommentieren“, forderte Franziskus, doch die wachsende Zahl seiner Brüder erforderte genauere Regeln und Strukturen. Widerwillig begab er sich nach Fonte Colombo und schrieb dort die Regeln für die Minderbrüder nieder. Die Augenbehandlung, die er dort erfuhr, war erfolglos.

Weg

Der Weg nach Fonte Colombo führt vorbei am Convento di San Pastore.

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Convento di San Pastore

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Entspannung in Contigliano

In Contigliano erfreue ich mich an der schönen Stadt und mache Rast in der Vinothek: Pane, Vino e arrosticino, auf dem Marktplatz. Die leckeren Happen, der Prosecco, die Gespräche mit dem Weinhändler bringen mich in Zeitverzug.

Von der Via della Valle geht es weiter.

Blick zurück auf Contigliano.

Blick zurück auf Contigliano.

Das Kloster Fonte Colombo Quelle: https://it.wikipedia.org/wiki/Santuario_di_Fonte_Colombo

Das Kloster Fonte Colombo
Quelle: https://it.wikipedia.org

Ich gehe die Via di Roma (Variante B in Angelas Buch). In einer Kapelle zum Lob der Muttergottes finde ich Schutz vor einem Hagelschauer. Dankbar für den Schutz und doch erledigt komme ich endlich in Fonte Colombo an. Ich bin zu müde, um Photos zu machen, oder vielleicht passt auch Photomachen nicht zu meiner Pilgerstimmung.

Erleben im Kloster Fonte Colombo

„Auf der Suche nach einem Leben, das dem Evangelium ganz entspringt und doch reell nicht zu verwirklichen ist , steigt Franziskus in jenem Sommer nach Fonte Colombo hinauf. In beständigem Gebet und Meditation bittet er Gott um um viele Dinge, die die Mönche brauchen. …Als er aber den Mönchen seine Weisungen für ihren Weg darlegt, erscheinen sie ihnen als allzu fordernd und unerträglich. Franziskus will mit ihnen keinen Streit….
Aus dieser Spannung zwischen Ideal und einer sich rasch verändernden Wirklichkeit geht die franziskanische Ordensregel hervor“
(Auszug aus: Die Franziskanischen Wallfahrtskirchen von Bruder Massimo Fusarelli)

Zwei Plätze bleiben mir in Erinnerung: die Franziskusgrotte und die Madonnenkapelle La Maddalena, eine kleine Kirche, die schon Franziskus kannte. Hier wurde 1921 das gemalte Tau Zeichen entdeckt.

Quelle: https://it.wikipedia.org/wiki/Santuario_di_Fonte_Colombo

Das Tau-Zeichen, gemalt von Franziskus.
Quelle: https://it.wikipedia.org/wiki/Santuario_di_Fonte_Colombo

In Angela’s Buch steht der Pilgereintrag des Dänen Jorgensen, den ich nur bestätigen kann: „Nichts beeindruckt mich so wie jene Felsspalte, … und in der mir bewusst geworden ist,, dass ich den heilige Franziskus von Assisi bis zu diesem Zeitpunkt nie wirklich verstanden habe. Nie habe ich mir bisher eine richtige Vorstellung von seinem Bedürfnis nach Einsamkeit und seiner zutiefst asketischen Gesinnung gemacht“.

Der Arzt, so lese ich in Angela’s Buch, will die Augen mit Feuer behandeln.
Mit Musik tröstet sich Franziskus und spricht zu dem Feuer „Bruder Feuer, der Allerhöchste hat dich sehr schön gemacht, stark, edel und nützlich. Sei in dieser Stunde ein wenig höflich zu mir. Ich bitte unseren Schöpfer, dass er die Hitze ein wenig kühlt, damit ich die Glut ertragen kann“. (2 Celano 166).

Herberge

Vielleicht ist es eine gute Idee, im Kloster Fonte Colombo um Quartier zu ersuchen
um für das Kloster viel Zeit zu haben.

Kontakt: Pater Guardian
Telefon: +39 0746 210125

Weg nach Rieti

Wenn es nicht so pressiert, kann der Pilger den Weg nach Rieti richtig genießen. Nach der Klosterkirche führt ein Fußweg zum schönen Wald  hinunter, zu einer Quelle, die dem Kloster den Namen gab (Die Tauben-Quelle). Ich verirrte mich etwas. Hirnjogging. Angelas Beschreibung genau lesen, Paola. Wichtig ist es, die Parallelstraße quer zur Autobahn zu gehen.
Nach der Via Carlo führt der Fluss Velino nach Rieti. Durch die Porta Romana komme ich in die Stadtmitte. Mitten durch die Stadt Rieti verlaufen heute noch der Cardo und der Decumano, die beiden Achsen des antiken Zentrums.

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Stimmung

Herberge

In Rieti, völlig ausgebrannt angekommen, entschied ich mich für das

Hotel Miramonti
Via Marchetti 10
Telefon: +39 0746 201333
http://www.hotelmiramonti.rieti.it
info@hotelmiramonti.rieti.it

Das hübsche Hotel ist 5 Minuten von der Kathedrale entfernt. Mein Pilgerpreis: 50 Euro, inklusive Blick auf ein römisches Fundament in der Hotellobby. Das Abendessen unter fast freiem Himmel, serviert von Kellnern im weißen Frack hat irgendwie zum Pilgern gepasst. Ich in so tapfer gelaufen.

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Berthold Brecht spricht vom Glück einer heißen Dusche nach Sport. Im Miramonti erlebte ich dieses Glück.

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