Etappe 21 – Franziskus kämpft mit sich: Der Weg nach La Foresta und Poggio Bustone

Station 1:
Der Weg nach Poggio Bustone

Es gibt nichts Schöneres unter der Sonne, als unter der Sonne zu sein.

„Gepriesen seist Du Herr mit all‘ Deinen Geschöpfen.“
Franziskus und seine Brüder in La Foresta. Nach der Augenoperation in Fonte Colombo erholt sich Franziskus im Hause eines armen Priesters.

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Weg

Die immer näher kommenden Berge vom Rieti Tal zogen auch mich an und vorwärts. Aus Rieti heraus führt, am Friedhof vorbei, ein lauter asphaltierter Weg in RichtungSantuario La Foresta. Der Wallfahrtsort liegt hinter dem Bergrücken, auf den der Pilgerweg zu läuft. Ein lieblicher Ort zum Ausruhen für Franziskus, ein Ort der Genesung für die Jugendlichen von Mondo X. Ihre Geschichte erfahre ich bei meinem nächsten Besuch.

Die Wallfahrtsstätte La Foresta selbst sieht aus wie ein italienisches Landhaus aus einem Renaissance Gemälde, umschmiegt von einer langen Mauer mit Kreuzwegstationen aus Keramik. Der Anblick des Renaissance Gemüsegartens verleiht „psychadelic moments“ (mein Lieblingswort für diesen Zustand des Staunens).

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Erleben in La Foresta

Bei einer Führung, an der ich teilnehmen darf, erzählt ein junger Mann, dass straffällig gewordene Jugendliche bei Mondo X eine Aufgabe finden, keinen Alkohol trinken, kein Radio hören, kein Fernsehen sehen, keine Zeitung lesen, keine Verbindung zur Familie haben, und das für eine lange Zeit. Der junge Mann strahlte, als er die strikte Lebensweise, la filosofia del Mondo X, schilderte. Im Original: Non fumiamo, non beviamo, non usciamo, non leggiamo il giornale. Siamo persone giovane in difficoltà. Wir sind junge Leute, die Schwierigkeiten haben – basta.

Beim Picknicken an der Mauer treffe ich Barbara, die junge Bloggerin und Pilgerin die mir sagt:„mi ha culpito molto la dimissione del Papa Emerito“. Wir unterhielten uns über Benedikt, den sie vermisst. Den Weg nach Poggio Bustone gehen wir gemeinsam. Matteo schließt sich uns an.

Barbara neben einer Kreuzwegstation.

Barbara neben einer Kreuzwegstation.

Weg nach Poggio Bustone

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Cantalice
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Cantalice

Der Weg führt nach Cantalice, einem Dorf, das an den Hängen klebt. Für den Besuch des Ortes und selbst für ein Photo ist die Pilgerin zu müde.

Von der Basilika von Cantalice, die unterhalb des Hügels liegt, führt eine fast schwindelerregende Treppe steil hinunter zu verwinkelten Gassen. Auf der unteren Piazza gibt es zur Belohnung einen Café latte. Der Weg ist gut mit Angelas‘ Tauzeichen ausgeschildert. Warum wir uns  im Wald verirrten, ist mir unklar. Der richtige Weg führt am Hang mit Sicht auf Poggio Bustone zu.

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Poggio Bustone hinaufzugehen bedeutet fast, den Steilhang eines Berges hinaufzuklettern (Bruder Massimo Fusarelli).

Poggio Bustone hinaufzugehen bedeutet fast, den Steilhang eines Berges hinaufzuklettern (Bruder Massimo Fusarelli).

Erleben

So hat Franziskus vermutlich Poggio Bustone gesehen, als er 1208 mit seinen „Büßern von Assisi“ wie sich die Brüder damals nannten, im Sommer zum ersten Mal in das Tal von Rieti kamen. Er und seine Mitstreiter trennten sich von der Geburtsstadt Assisi, die ihr Verhalten nicht verstand. In dem die Brüder weggehen, öffnen sie sich der Welt. Weiter schreibt Bruder Massimo Fusarelli über Poggio Bustone (Buch Seite 19).

„Franziskus ist ein nachdenklicher Wanderer, ja noch mehr, er ist innerlich zerrissen. Wohin sollen sie gehen. Was sollen sie tun. Was ist mit seinem sündigen Leben“? In dieser Stimmung klopfen sie an dem Tore von Poggio Bustone an. Franziskus ist innerlich zerrissen, aber er zeigt es nicht. Freundlich grüßt er die Leute mit den legendären Worten:

Buon Giorno, Buona Gente. Guten Tag Ihr guten Leute.

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Herberge

Die Pilgeretappe weiter nach Poggio Bustone ist anstrengend, La Foresta ein magischer Ort. Mondo X bietet Betten im Gästehaus der Gemeinschaft an, schreibt Angela in ihrem Buch.

Telefon: +39 0746 200727

Am Morgen vor der Tour nach Poggio Bustone war ich ins Tourismusamt von Rieti gegangen. Ich hatte Angst vor dem Weitergehen und dachte, wenn ich weiß, wo ich schlafe, geht es besser. Und so durfte ich im Kloster San Giacomo übernachten,

Piazzale Missioni Francescane
02018 Poggio Bustone RI
Telefon: +39 0746 688916

Wunderbar schmeckte mein selbst gekauftes Abendessen. Pecorino, Pesca e formaggio. Schafskäse, Pfirsich und Käse.

Stille Szene vor dem Kloster.

Stille Szene vor dem Kloster.

Barbara und Mateo übernachteten im

La Locanda Francescana
Via Roma, am Ortseingang an der Straße
50 Betten in 6-Bett-Zimmern
Telefon: +39 0746 653822

Ich bleibe 2 Nächte in Poggio Bustone, wo Franziskus in großer Unsicherheit in der Einsiedelei weilte. Danke Angela Maria Seracchioli und Klaus Gasperi für Euer Buch, das mich 21 Etappen leitete. In Poggio Bustone endet ihr Buch und werde in die Via Francigena einsteigen, um nach Rom zu laufen.

Die Website www.camminodifrancesco.it beschreibt Franziskus-Routen im Heiligen Tal von Rieti mit schönen Bildern.

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Station 2:
Ein Tag in Poggio Bustone

Vom Kloster San Giacomo zur Einsiedelei von Poggio Bustone

Il Convento San Giacomo di Poggio Bustone

Il Convento San Giacomo di Poggio Bustone

Ich liebte das Kloster San Giacomo. Mein innerer Blumenstrauß blühte. Ich war so tapfer gelaufen, ich umarmte mich selbst. Der vom Mondlicht erhellte Wald leuchtete in mein Zimmer, und abends glaubte ich, die Wölfe heulen zu hören.

Die Kirche von San Giacomo ist dem Heiligen Jakob gewidmet. Kunstvolle Glasarbeiten und schöne Fresken machen die Kirche heiter. Gerne besuche ich hier die Abendmesse.

Das Glasfenster erinnert an die Zerrissenheit des Franziskus, der sich der Nascherei bezichtigt.

Das Glasfenster erinnert an die Zerrissenheit des Franziskus, der sich der Nascherei bezichtigt.

Außerhalb der Kirche führt der Kreuzgang in das eigentliche Kloster. Im Inneren des Kreuzgangs halt ich still vor dem Fresko der Madonna mit Kind aus dem 13. Jahrhundert.

Stille im schönen Kreuzgang von San Giacomo Madonna mit Kind. Bild: Postkarte Covento S. Giacomo, Foto e Composizione Fr. Nicola

Stille im schönen Kreuzgang von San Giacomo
Madonna mit Kind.
Quelle: Postkarte Covento S. Giacomo, Foto e Composizione Fr. Nicola

Zur ersten Einsiedelei („santuario inferiore“), führt ein Weg außerhalb des Klosters. Das grobe Mauerwerk zeigt die Stelle, wo Franziskus geschlafen hat.

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Nach all‘ den Eindrücken lädt der Kreuzgang des Klosters zum Verweilen ein. Ich tanke Kraft für den Weg zur Höhle der Offenbarungen.

Franziskus, Deine Sünden sind Dir vergeben.
„Francesco, sono rimessi i tuoi pecati“.

Links neben dem Kloster geht es steil hinauf zu der Felsenhöhle, zur Höhle der Offenbarungen „Santuario superiore“.

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Ganz still ist es im Inneren, wo der jungen Franziskus mit sich haderte. Die Inschriften in der Höhle erinnern an diesen Kampf. Franziskus fühlte sich schuldbeladen, suchte die Einsamkeit, und doch warteten die Menschen auf ihn.

Erklärung in der Höhle der Offenbarungen.

Erklärung in der Höhle der Offenbarungen.

In dieser Höhle, nach langem Gebet und Buße erhielt Franziskus die Bestätigung, in der Welt missionarisch zu wirken. Hier wurden Franziskus alle seine Sünden vergeben und es wurde ihm offenbart, dass die Zahl seiner Anhänger wachsen würde. (Übersetzung Paola)

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Der weinende Franziskus erzählt Jesus.

Der weinende Franziskus sagt eines Tages zu Jesus:
„Ich liebe die Sonne, ich liebe die Sterne,
Ich mag Klara und ihre Schwestern gerne.
Die Herzen der Menschen, und die schönen Dinge liebe ich,
Doch lieben dürfte ich doch nur Dich.

Da lächelt Jesus
„Ich liebe die Sonne, ich liebe die Sterne,
Ich mag Klara und ihre Schwestern auch gerne.
Die Herzen der Menschen, und die schönen Dinge liebe ich,
Höre auf zu weinen, ich verstehe Dich.
(Übersetzung Paola)

Wenn ich diese Zeilen lese, weiß ich, warum ich gepilgert bin.

Erleben

Ich fühle mich angekommen, nach der lange Reise von Citta di Castello nach Poggio Bustone. Ich verstand, dass Franziskus die Welt liebte. Es hat mich berührt, dass er die Stille suchte, dass aber die Menschen ihn brauchten. Danke Franziskus, dass Du mich auf die Idee gebracht hast, auf Deinen Spuren, in diesem gesegneten Land, zu laufen. Auch wenn die Welt laut ist, so wird es immer wieder so ruhige Orte wie hier geben, wo die Ruhe wartet.

Buona Notte Buona Gente

Der Mond über den Wäldern Poggio Bustone

Der Mond über den Wäldern Poggio Bustone

Station 3:
Zurück nach La Foresta und nach Rieti – Vorbereitung auf die Via Francigena

Auch bei Stillstand in Bewegung bleiben.

Von Poggio Bustone geht ziemlich früh ein Autobus nach Rieti. Ich hatte Glück. Pater Pasquale nahm mich mit zum Gottesdienst in La Foresta und nach Rieti.

Frate Pasquale und Oriana.

Frate Pasquale und Oriana.

An der Rotonda ließen sie mich aussteigen. So hatte ich das Glück, das schöne Panaroma beim Eintritt in die Stadt zu genießen.

Die Kirche San Francesco eingerahmt vom Fluss Velino und dem Terminillo Massiv. Quelle: https://it.wikipedia.org/wiki/Rieti

Die Kirche San Francesco eingerahmt vom Fluss Velino und dem Terminillo Massiv.
Quelle: https://it.wikipedia.org/wiki/Rieti

Mit dem Buch von Kees Rodenburg „Franziskusweg“ geht der Weg weiter von Rieti über Greccio nach Rom. Da ich nicht über Greccio zurück laufen wollte, entschloss ich mich den Weg der „Via Francigena“ zu gehen, einfach den Schildern nach. Ich fand nach drei Kaffee et un bichiere di champàn nicht gleich den Weg der Via Francigena. Außerdem wo sollte ich übernachten? Den Weg nicht kennen, und nicht wissen, wo ich schlafe?

So ging ich, Halt suchend, zum Hotel Miramonti zurück und verbrachte schöne Stunden in Rieti. Ich bekam das gleiche hohe Zimmer mit Fensterläden und lud mich zum Mittagessen in das Miramonti Restaurant ein. Es war Sonntag. Ein Einheimischer hatte mir gesagt, dass Leute bis aus Rom hier zum Essen kommen. Kein Wunder, bei Spaghetti al limone.

Später, nach der köstlichen Siesta, komme ich an der Chiesa San Domenico vorbei, 12. Jahrhundert, und besuche die Messe im faszinierend nüchternen Kirchenschiff. In der Pizzeria „al Pincetto“ esse ich Bruscetta, Mista di Terra e cacio e pepe, ein traditionell römisches Pastagericht. Dessert: Panna Cotta frutti die Bosque. Durch die historische Speisekarte lerne ich den britischen Nonsens Autor Edward Lean kennen, der 1843 über Rieti schwärmt.

“Rieti l’antica Reate, città dei sabini, molto antica, sta sul velino, all’estremità di una pianura ampia e fertile la cui bellezza può essere poco apprezzata solo da un visitatore frettoloso. Penso di aver osservato poche volte una scena più importante di quella offerta dalle torri di Rieti e dal suo tranquillo mondo di vigneti, così come la vidi l’ultima sera del mio soggiorno”

Rieti, altes Reate, Stadt der Sabiner, sehr alt, am Fluss des Velino liegend, am Rande einer weiten und fruchtbaren Ebene liegend, deren Schönheit von einem eiligen Gast kaum bewundert werden kann. Ich glaube, ich habe wenige Male eine solche beeindruckende Szene gesehen, wie sie die Türme von Rieti, wie sie die stillen Weinberge bieten, so wie ich alles an meinem letzten Abend sehe.

„Che profumo“, höre ich ein Kind in einer Bäckerei sagen. Was für ein Duft.

Rieti. Quelle: https://it.wikipedia.org/wiki/Rieti

Rieti.
Quelle: https://it.wikipedia.org/wiki/Rieti

Von Rieti nach Rom: Vorbereitung auf die Via Francigena

Von Dott. Gloria Brabante von der Info Turista Rieti erhielt ich diesen Plan als PDF, der die Etappen von Rieti nach Rom beschreibt.
Ich habe diesen Plan für die Beschreibung der Etappen 22-25 übersetzt. Ich bedanke mich bei Gloria und Elena sehr herzlich; denn sie halfen mir bei
der Wegfindung, bei der Suche nach Herbergen und ermöglichten mir so den Einstieg in die Via Francigena nach Rom.
Das Büro der Info Turista Rieti liegt auf dem Weg zum Einstieg in die Via Francigena nach Rom. Der Weg der Via Francigena ist gut markiert.

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Download des Plans als PDF

Weitere Etappen auf der Via Francigena finden Sie hier.

Info Turista Rieti
Piazza Cavour no. 1, Rieti
Telefon: +39 320 2921909
Telefon: +39 328 1629589
www.iterart.it

Nach Rom ging Franziskus, um sich beim Papst die Erlaubnis zu holen, auch ohne Auftrag das Wort Gottes verkündigen zu dürfen.

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Etappe 22 – Die Via Francigena. Von der Franziskus Statue in Rieti in das mittelalterliche Poggio San Lorenzo

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