Etappe 15 – Spoleto und der Zauberwald

Dauer: 19 km, 5 Stunden

Der kunst-reiche Weg über Trevi nach Spoleto
und eine Rast an den Quellen des Clitunno

Und da liegt sie. Eines der schönsten Kirchen Umbriens.

Weg

Foto: Franco Spellani

Santa Maria delle Lacrime.
Quelle: Franco Spellani

Madonna delle Lacrime

Durch ein mittelalterliches Tor verließ ich Trevi, um 10 Minuten später, im Tal zur Kirche Santa Maria delle Lacrime zu kommen, das inmitten von Feldern liegt.

Deshalb liebte ich meine Pilgerreise, wegen der Kunst in der Kirche. Die stille Kirche inmitten von Feldern zeigt schöne Fresken von Perugino. Gefesselt blieb ich sitzen und staunte. Die Kirche war offen; sonst gibt es Schlüssel bei der Klosterschule nebenan.

In San Pietro di Bovara steht der älteste Olivenbaum in Umbrien, geschützt durch einen freundlichen Zaun.

Der Weg ist herrlich, machte ich doch Rast an den Quellen des Clitunno, die schon den Römern heilig waren.

Quellen des Clitunno: „Eine Oase der Stille“

Lord Byron und Plinius lobten den Ort:. Auf der Eintrittskarte zu den Quellen steht der Brief von Plinius dem Jüngeren an einen Freund.

„Hai mai veduto i Fonti del Clituno?“ Se non ancora, e credo di no, altrimenti me ne avresti parlato, vale a vedere. L’ho visto da poco e mi rammarico di averlo fatto troppo tardi“ „Plinio il Giovane a un amico“.

Plinius der Jüngere schwärrmte: „Hast Du je die Quellen des Clituno gesehen. Wenn nicht, und ich glaube Du warst noch nicht dort, sonst hättest Du mir davon erzählt, sind die Quellen eine Reise wert. Kürzlich habe ich sie besucht, und es tut mir leid, dass ich sie so spät sah.“

Quelle: Di Aracuano - Opera propria, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4792030

Die Fonti di Clitunno in Pissignano
Quelle: Di Aracuano

Der kleine Umweg zum Dorf San Giacomo lohnt.  Interessiert las und sah ich die Geschichte vom Hühnerwunder des Jakobswegs. Loslassen ist gesünder…

Vor den Toren von Spoleto wartet eine Kirche, die mich besonders berührte und ich mich, trotz des einbrechenden Abends, länger dort aufhielten ließ. San Sabino ist eine romanische bescheidene Kirche, deren Anblick berührt. Der schwer bewaffnete Franziskus wollte nach Apulien aufbrechen, um sich in der Schlacht jenen Adel zu verdienen, den er als Kaufmanssohn nicht hatte. In der Kirche hatte er einen Traum.

San Sabino

Herr, was willst Du, dass ich tue?

1205 brach Franziskus abermals auf in den Krieg und wollte über Spoleto nach Apulien ziehen. Er machte sich mit Eifer auf den Weg und wurde, in Spoleto angekommen, krank. “Als er eingeschlafen war, hörte er jemand im Halbschlaf, der ihn fragte, wohin er ziehen wolle. Daraufhin enthüllte ihm Franziskus sein ganzes Vorhaben. Jener aber fügte hinzu: ‚Wer kann dir Besseres geben, der Herr oder der Knecht?‘ Als er aber erwidert hatte: ‚Der Herr‘, sprach er zu ihm abermals: ‚Warum also verlässt du statt des Knechtes den Herrn und statt des Hörigen den Fürsten?‘ Und Franziskus sagte: ‚Was willst du Herr, dass ich tun soll?‘ ‚Kehre zurück in dein Land‘, sprach jener, ‚und es wird dir gesagt werden, was du tun sollst; denn das Traumgesicht, das du gesehen hast, musst du anders verstehen.‘ Als Franziskus erwachte, begann er überaus sorgfältig über dieses Traumgesicht nachzudenken. Des Morgens kehrte er daher eilends nach Assisi zurück; er harrte auf den Willen des Herrn, der ihm dies gezeigt hatte, in der Erwartung, er werde von ihm einen Rat für sein Heil erwarten.“
(3 Gef 6) Quelle: www.franziskanerinnen-thuine.de

Erleben

 

An einem Freitag Abend, die Stadt voller Party-Leute, kam ich verschwitzt, müde, abgerissen in Spoleto an, direkt auf der Piazza Vittoria am Fuße der Altstadt. Zum ersten Mal fühlte ich mich einfach anders.

Auf der Suche nach dem Kloster nahm ich meinen Mut zusammen, und ich frug eine Frau, die sichtlich auf dem Weg von der Arbeit nach Hause war. „Scusi, dovè il convento Istituto Bambin Gesù“?. Ich hatte Glück. Die Frau kannte das Kloster, da ihre Tochter dort in den Kindergarten ging und sie  führte mich über alle Stufen von Spoleto zum altehrwürdigen Tor des Klosters. „Das war gleich mein Fitnessprogramm“, sagte sie. Das Kloster liegt ganz oben in Spoleto.

Herberge

Das freundliche Kloster erwartete mich in Spoleto, hübsch, hoch oben, hinter einem beeindruckenden Tor verborgen.

Kloster Istituto Bambin Gesù
Via Sant’Angelo 4
Telefon: +39 0743 40232
www.bambingesu.org/spoleto.htm

Ich blieb 2 Tage. Der Lonely Planet schreibt, was ich in Erinnerung habe: „The combined age of this enterprising bun/B&B might be older than the 16th century convent itself. Get in touch with your monastic side in these barebone cells.“

Ich hatte ein Zimmer mit Aussicht. Studentinnen aus Dresden, die während ihres Kunststudiums dort logierten, vergaßen einmal den Schlüssel und konnten das Tor spätnachts nicht öffnen. Trotz später Stunde öffnete man ihnen freundlich, ohne Vorwürfe. Spoleto gewinne ich lieb.

Spoleto Dom. Pinturicchio Madonna col Bambino della Cappella Eroli Bild aus der Postkarte, Spoleto Dom SCALA Firenze.

Spoleto Dom. Pinturicchio Madonna col Bambino della Cappella Eroli
Bild aus der Postkarte, Spoleto Dom SCALA Firenze.

Über Goethes Brücke zum Kloster Monteluco,
in den heiligen Wäldern

Weg

Über der antiken römischen Stadt Spoleto erhebt sich der Berg des Monteluco mit der Einsiedelei von Monteluco.

Früh ging ich los, um das Kloster San Francesco in Monteluco mit den berührenden „stanzioline“ noch vor der Mittagspause (12 – 15 Uhr) sehen zu können.

Voll gutem Frühstück und literweise bestem Kaffee wanderte ich an der Kirche San Pietro vorbei, über die atemberaubend hohe Brücke, der Ponte delle Torri.

(Anmerkung: Das Erdbeben 2016 hat die Brücke beschädigt. Sie ist gesperrt. Am besten erreicht man die Ponte delle Torri von Spoleto aus. Sie erreichen die Brücke von der Piazza Campello aus in Richtung Via del Ponte, die von der Steinmauer der Albornoza Festung gesäumt wird. Oder man nimmt die neue Rolltreppe „Funicolare“, die sich am Fuß der Stadt befindet. https://www.umbriatourism.it/web/umbria/-/ponte-delle-torri-di-spoleto)

Goethes Brücke

Erinnerung an Goethe

Himself, Johann Wolfgang von Goethe bewunderte das Aquädukt „Ponte delle Torri“ auf seiner Italienischen Reise im Jahr 1786. Wow, dachte ich, ich sehe dasselbe wie Goethe. Der Anblick entlang der Brückenpfeiler macht high.

„Spoleto hab ich bestiegen, und war auf der Wasserleitung, die zugleich Brücke von einem Berg zum anderen ist. Das ist nun das 3. Werk der Alten, das ich sehe, und immer der selbe große Sinn. Eine zweite Natur, die von bürgerlichen Zwecken handelt, das ist ihre Baukunst, so steht ds Amphibientheater, der Tempel und das Aquädukt. Nun fühle ich erst Recht, wie mir alle Willkürlichkeiten verhasst waren… denn was nicht eine wahre Existenz hat, hat kein Leben und kann nicht groß sein“.

Winzige Zellen aus Weidengeflecht –
Der stille Weg zum Kloster San Francesco in Montelucco.

Von der Mitte der Stadt lief ich 2018 einen wunderbaren kleinen Pilgerweg – zum Kloster San Francesco in Montelucco. Weg Nr. 1 führt zum Kloster mit den winzigen Zellen. Franziskus bewohnte den Ort.

Weg Nr. 1 führt zum Kloster San Francesco in Montoluco

San Francesco in Monteluco

Winzige Zellen aus Weidengeflecht. Auch Michelangelo ruhte sich dort aus.

Neben dem Kloster sah‘ ich die stanzioline, kleine Zellen aus gekalktem Weidengeflecht. Franziskus soll über den Ort gesagt haben:  „Nie habe ich etwas schöneres gesehen, als mein Tal von Spoleto“.

Erleben

Der Spaziergang durch den Heiligen Wald verzauberte mich, vielleicht auch weil ich diese Zeilen in Angelas Buch las: „Niemand soll diesen heiligen Wald entweihen oder auf einem Wagen oder in seinen Armen etwas wegtragen“. Die Lex Spoletina passt zum ersten Umweltschützer, Franziskus.

Der Zauberwald von Monteluco.

Auf dem kleinen Rastplatz (mit WC) trank ich etwas, aß panini und hörte – Kontrastprogramm – Musik von Rino Gaetano. Ich schwebte zurück in mein Kloster.

Gianna, Gianna, Gianna sosteneva tesi e illusioni
Gianna, Gianna, Gianna prometteva pareti e fiumi
Gianna, Gianna, Gianna aveva un coccodrillo e un dottore
Gianna non perdeva neanche un minuto per fare l’amore

Ma la notte la festa è finita, evviva la vita
la gente si sveste, comincia un mondo
un mondo diverso, ma fatto di sesso, chi vivrà vedrà

Gianna hatte ihre Überzeugungen und Träume,
Gianna versprach Wände und Flüsse,
Gianna hatte einen Arzt und ein Krokodil,
Gianna verlor nicht eine Minute, um zu lieben.
Nachts ist das Fest vorbei, die Leute entkleiden sich, die Welt beginnt,
eine andere Welt, aus Sex gemacht, die welche leben, werden sehen.

Auf www.franziskaner.net finde ich beim Schreiben des Blogs die Geschichte von Franziskus und Bruder Esel, wie Franziskus, der Lust und Leidenschaft kannte, seinen Körper zu bändigen versuchte.

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