Dauer: 15 km, 5 Stunden
Buon Giorno,
Buona Gente
Der Weg führt in das heilige Tal von Rieti.
„Die vier „franziskanischen Orte“ der Valle Santa, des Heiligen Tals von Rieti sind kreuzförmig angeordnet, und in der Tat hat das Kreuz Christi den gesamten irdischen Lebensweg von Franziskus geprägt. Der Pilgerweg führt zu vier Stationen im Leben von Franziskus“ schreibt Bruder Massimo Fusarelli ofm im Buch „Die Franziskanischen Wallfahrtskirchen des Heiligen Tals von Rieti“. Das kleine Büchlein kaufe ich im Klosterladen Greccio. Es wird mich zu den vier beeindruckenden Stätten begleiten, die im Leben von Franziskus eine große Rolle spielen. Einige Etappen im Heilige Tal von Rieti sind beschrieben auf: www.camminodifrancesco.it
In Greccio lud Franziskus zur ersten lebendigen Weihnachtsfeier ein. In Fontecolombo wurde seine Augenkrankheit mit „Bruder Feuer behandelt. La Foresta bot ihm Erholung und in Poggio Bustone fühlte er sich zu Beginn seines Ordenslebens von allen Sünden befreit.
Weg
Gestärkt durch drei cappuccini, den ich mit der „Mama des Hotels Francesco Inn“ trinke, mache ich mich auf einen schönen Weg. Eine kleine Marienkapelle erinnert dort, wo der Blick auf Stroncone so schön ist, an den Unfalltod von Fabio Titarelli, der beim Traktorfahren mit 19 Jahren an dieser Stelle starb.
Der einfach‘ zu findende, wenn auch lange Weg führt durch Wald und über schöne Wiesen bis in den Ferienort Prati. Dort mache ich im Ristorante Tre Cammini Rast.
Erleben bis nach Greccio
„Leicht muss man sein, mit leichtem Herzen geben und nehmen“, singt die Marschallin im Rosenkavalier. Hier laufe ich leichtesten Herzens, auf schönen Wiesen, i prati, und genieße die neue Atmosphäre einer Berglandschaft. Der Weg führt an Ginsterbüschen vorbei, unter einem von ihnen ruhte ich mich aus. Ich bilde mir ein, die Vögel zwitschern zu hören.
Dann, um halb vier Uhr sehe ich zum ersten Mal in das Heilige Tal von Rieti und ich sehe Greccio, die Wiege der Weihnachtskrippe.
Erleben im Santuario di Greccio, im Kloster mit der Weihnachtskrippe
Franziskus ist am Ende seinen Lebens, krank, fast blind, das Chaos in seinem Orden bereitet ihm Sorgen. Da bittet er den Herrn von Greccio, Johannes Velita: „Ich möchte das nächste Fest des Erlösers mit Dir zusammen feiern. Ich werde seine Geburt in Bethlehem so feiern, dass die Not sichtbar wird, die er von Kindheit an ertragen musste, um uns Sünder zu retten“. (1 Cel. 468-471).
In der Grotta del presepe erinnert das Weihnachtsfresko an die erste Krippenfeier von Greccio.
Nach der Weihnachtskapelle, die im Jahr der Heiligsprechung von Franziskus gebaut wurde, besuchte ich die winzig kleinen Schlaf-Zellen aus Holz und das Refektorium. Der hölzerne Chorraum ist still und leise, von einer magischen Ausstrahlung. In der Seitenkapelle weint Franziskus.
Und ich lese Texte über das Ereignis der ersten Krippe:
„1223. In den Eichenwäldern, an den Hängen des Appenin, wandern kleine Lichter bergauf. Aus dem Dorf Greccio im Herzen Italiens, strömen die Gläubigen herbei, Fackeln und Kerzen in ihren Händen. Ein Eremit hat zur Weihnachtsmesse eingeladen. Der Bettelmönch hat seinen Bruder Johannes gebeten, einen Stall herzurichten, wie bei der Geburt Jesu. Die Gläubigen singen und beten in jener Nacht neben echten Tieren und bilden eine lebendige Weihnachtskrippe, die erste Weihnachtskrippe überhaupt“
Quelle: http://www.br.de/radio/bayern1/sendungen/am- morgen/bayern1-adventskalender-weihnachtskrippe-100.html
„C’é gente chi sa offrire e soffrire“. Es gibt Menschen, die verstehen es gut zu geben, und gut zu leiden, höre ich eine Klosterschwester vor dem Bild sagen. Beim Anblick des weinenden Franziskus werde ich wieder zur Pilgerin. Dafür bin ich so dankbar, dass der innere Groll verschwunden ist. Ruhig lese ich, was der Biograph Thomas von Celano über das Aussehen
von Franziskus schrieb.“ Auszug aus dem Buch von „Die Franziskanischen Wallfahrtskirchen des Heiligen Tals von Rieti“, Seite 55:
„Er war ein außerordentlich redegewandter Mann, mit fröhlichem Antlitz und gütigem Gesichtsausdruck, frei von Feigheit, ohne jede Überheblichkeit. Von nicht gerade großer Gestalt, eher klein als groß, hatte er einen nicht sonderlich großen, runden Kopf, ein etwas längliches und gedehntes Gesicht, eine ebene und niedrige Stirne, nicht sonderlich große, schwarze, unverdorbene Augen, dunkles Haar, gerade Augenbrauen, eine gleichmäßige, feine und gerade Nase, aufwärts gerichtete, aber kleine Ohren, flache Schläfen, eine gewinnende, feurige und scharfe Sprache, eine … liebliche Stimme…gleichmäßige und weiße Zähne, schmale und zarte Lippen, einen schwarzen, nicht vollen Bart, einen schlanken Hals, gerade Schultern, kurze Arme, zarte Hände, lange Finger, etwas vorstehende Nägel, dünne Beine, sehr kleine Füße, eine zarte Haut.“
Herberge
Die Franziskaner im Kloster bieten Herberge bei Selbstverpflegung an, und ich hätte bleiben sollen. Ohne jede Verpflegung, und auf einmal zu schüchtern um zu fragen, laufe ich weiter in den kleinen Ort Greccio.
Telefon: +39 0746 750127
Telefon: +39 0746 750124
http://www.santuarivallesanta.com/portfolio/greccio/
Auf dem Weg in das Dorf Greccio hinein fragen mich Studenten, wo es zum Kloster geht, weil sie dort übernachten wollen. In Greccio nimmt mich das noble Hotel della Fonte auf.
Hotel della Fonte
Piazza Roma 5
Telefon: +39 0746 753110
http://www.hoteldellafonte.com
Ich hatte Glück, ein Zimmer zu bekommen, Pilgerpreis 60 €, denn es war der 14. August, ein Tag vor Ferragosto. Patrizia ist nett, und gibt mir ein schönes Zimmer mit Blick auf den feiernden Markt. Im Hotel-eigenen Restaurant aß ich gut. Jedoch die Sehnsucht nach dem einfachen Kloster blieb. Das Frühstück bestand nur aus süßen Sachen, und so deckte ich mich im Dorfladen, nach der Morgenmesse, mit Obst und viel Gemüse ein.
Erleben im Dorf Greccio am lebhaften Tag der Maria Himmelfahrt
Es ist die Einsamkeit, die uns Mut macht, in uns selbst zu dringen, um die Stimme Gottes zu hören.
Auf dem Marktplatz ist ein Fest. Im Souvenirladen von Greccio blätterte ich im Buch von Christian Bobin, der über das Leben und die Liebe des Franz von Assisi schrieb. L’uomo che cammina. Der Mann, der geht. (Im Deutschen wohl Das Kind, der Engel und der Hund). Ich übernehme daraus flüchtig Gelesenes in mein Tagebuch. Cammina! Senza sosta cammina. Va qui e poi là. Si direbbe che il riposo gli è vietato.
„Er ging. Ohne Unterlass geht er. Von hier nach dort. Als ob er sich die Ruhe verboten hätte. Wenn wir mit dem Ohr ein wenig feiner hörten, könnten wir ohne Bücher Nachricht von ihm erhalten und dem Gesang der Sandkörner zuhören. Seine nackten Füße heben ihn. Und sein Wort ist wie er, ständig in Bewegung. Wir verstehen, dass das Leben so wie sein Leben ist. In Bewegung sein, ohne Ziel. Wir leben und die Reise ist endlos. Die Pforte des Menschen ist sein Gesicht. Denn ohne dass unser Herz die Einsamkeit kennt, werden wir nicht vermögen, andere so verschieden von uns selbst zu sehen. Ohne die Einsamkeit unseres Herzens sehen wir im Anderen nur die nützliche Person, die unserer Zufriedenheit zu dienen hat. Es ist die Einsamkeit, die uns Mut macht, in uns selbst zu dringen, um die Stimme Gottes zu hören.“
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